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Ich betrachte die Musik nicht nur als eine Kunst, das Ohr zu ergötzen,
sondern als eines der größten Mittel,
das Herz zu bewegen und Empfindungen zu erregen.
Christoph Willibald von Gluck (1714 – 1787)

Recitals stellen für jeden Künstler, unabhängig davon, welchem Instrument er verpflichtet ist, das perfekte Genre dar, seine Vorstellungen von Musik vorzustellen und zu verwirklichen und dem - nach seinem Dafürhalten – unbedingt zu berücksichtigen Willen des Komponisten Ausdruck zu verleihen.

Hier muss er sich nicht auseinandersetzen mit ggf. anderen, abweichenden Vorstellungen seiner Kammermusikpartner – in welcher Besetzung auch immer – oder eines Dirigenten. Er ist einzig sich selber und dem Komponisten verpflichtet.

Dass die Ansichten bei der Interpretation und Gestaltung eines Werkes immer und in allen Punkten bei verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten übereinstimmen, kann niemand ernsthaft erwarten. Wäre es so, würde es auch für die Zuhörer bald recht langweilig werden, denn es wäre dann ja absolut austauschbar, wer ein Werk spielt. Es würde bedeuten, dass nicht nur die objektivierbaren Dinge, wie Takt und Metronomzahl, sondern Musik als solche objektivierbar ist. Dann wäre aber der Künstler auch kein Künstler mehr, sondern ein Mechaniker.

Wenngleich: zwar selten, aber manchmal ist es in glückhaften Momenten durchaus möglich, dass sowohl Dirigent wie Solist oder alle Partner in einer Kammermusikformation dieselben Vorstellungen besitzen oder der eine Partner die musikalische Vorlage des anderen aufgreift und in seiner höchst eigenen Sprache antwortet, was sogar zu einem besonders spannenden Hörerlebnis führen kann, da der Konzertbesucher hautnah die impulsive und lebendige Kommunikation der Künstler miterlebt und –fühlt.

Karikatur
Gut, dass man nicht bei jedem Konzert vor solche, 
schier unlösbaren Probleme gestellt wird. 
Karikatur: Frank Bubenheim

Dennoch bleibt, dass sich die Persönlichkeit des ausführenden Künstlers, seine Vorstellung von Musik, so, wie er das Werk zum Leben erweckt, es von seiner Entstehung zu den Menschen der Jetztzeit transportiert, am prägnantesten im Recital zeigt. Hier ist er nur sich selbst, seiner Ernsthaftigkeit und dem Werk verpflichtet. 
Dabei haben von den ausführenden Musikern einzig die Organisten und die Pianisten von Konzert zu Konzert noch mit einem zusätzlichen Problem zu kämpfen: den jeweils unterschiedlichen, anders klingenden, anders reagierenden Instrumenten - selbst desselben Herstellers.
Arthur Rubinstein bemerkte zwar einmal, dass ein anständiger Pianist mit jedem Instrument zurechtkommen müsse, aber das ist wirklich manchmal nicht so einfach. Michelangeli beispielsweise reiste grundsätzlich nur mit seinem eigenen Flügel. Geschichten von berühmten Pianisten und dem jeweils zu spielenden Konzertinstrument füllen Bände.

P.S. Humorig traurige Nebenbemerkung: Dies alles gilt natürlich nur, wenn der betreffende Musiker eine ausgeprägte Persönlichkeitsstruktur hat mit fest umrissenen musikalischen Vorstellungen. – Wenn er sich dem allgemeinen Trend der stromlinienförmigen Interpretation anschließt, entstehen derartige Divergenzen nicht, man befindet sich auf derselben Wellenlänge. Da man immer seltener von Kollisionen ausgeprägter Künstlernaturen hört, kann man leider davon ausgehen, dass diese Spezies, vorsichtig ausgedrückt, offensichtlich eine rückläufige Tendenz hat, oder, um mit Antoine de Saint-Exupéry zu sprechen „von baldigem Entschwinden bedroht“ ist. Doch soll man die Hoffnung auf eine Trendwende nicht aufgeben, zumal einige wenige Künstlerpersönlichkeiten bereits jetzt einen festen Platz im Konzertleben einnehmen und Christian Elsas, durch diese ermutigt, auch weiterhin versuchen will, in seiner ureigenen Art diese Trendwende mitzutragen.

Kunst hat in meinen Augen immer etwas mit einem Abbild der Seele zu tun, das über
Jahrhunderte hinweg Gültigkeit besitzt und jeweils vom Interpreten zu neuem Leben und neuer
Aussagekraft erweckt werden muss.