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Mit linearer Spannkraft nahm Elsas Schuberts “kleine” A-Dur Sonate wie Rachmaninovs weltschmerzliche Akkordwucht ebenso ernst wie die hochstrukturellen Sonaten von Berg und Brahms. Das garantierte dem Abend eine beflügelte Straffheit ohne Ab- und Ausfall. Die Beobachtung des amerikanischen Musikkritikers Harold C. Schonberg, Rachmaninov habe am Flügel “Klangarchitekturen von imponierender Festigkeit mit scharfen, rhythmischen Akzentuierungen und männlicher Kraft” erspielt, gilt für Elsas Abend.

Konzert der Superlative 

Alban Bergs Sonate op.1 und auch die folgenden “Various for piano” von Sven Erik Werner (geboren 1937) erschließen sich einem nicht beim erstmaligen Hören, dazu bedarf es intensiver Beschäftigung mit den Gesetzmäßigkeiten der Werke, und dennoch gelang es dem Pianisten, die Zuhörer mit seinem feinnervigen, seltsam spröden, überzeugend durchdachten Spiel in verwirrenden Bann zu ziehen...

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Die schwierigsten Werke sind Elsas gerade angemessen, und dennoch ist seine auffälligste Stärke die feinste Differenzierung im Klang und Anschlag. Er entlockt dem Klavier Farben und Klänge, die man sonst nie zu hören bekommt... Elsas gestaltete den ersten Satz klar und kraftvoll, den zweiten Satz spielte er mit unvergleichlicher Klangschönheit. Die Musik glänzte und leuchtete in wirklich überirdischem Licht. 

Elsas führt sein musikalisches Temperament am Zügel, hat sich bei aller Leidenschaft stets in der Kontrolle, sein ästhetisches Empfinden macht er auf überlegte Weise dem Spiel dienstbar, das technische Können versteht sich von selbst... Die Trillerketten in den Variationen der Arietta bekamen bei ihm einen ins impressionistische weisenden Glanz, der Satz war ohne Erdenschwere. Und doch typischer Beethoven. In Debussys „Images“ entwickelte Elsas äußerste pianistische Dezenz, aber bei allem Streben nach dem edlen Klavierton, bei aller Noblesse und Eleganz wurde er nie oberflächlich, sondern sorgte in den wenigen Momenten, die ihm der Komponist dafür gibt, für Dramatik; die Fortissimi wirkten wie kurze Ausblicke in eine andere Welt.

Musikalische Poetik und feiner Klangzauber. 

f401 Reflets dans l’eau
Detail aus J. M. William Turner (1775 – 1851)
„The Fighting ‘Téméraire’ tugged to her last
berth to be broken up”, 1838
Filigran, flirrend und fein wie in einem Traum. 

Am vergangenen, frühwinterlichen Sonntag erwies sich das Klavier bzw. der Konzertflügel einmal mehr als „Wunderkasten“ (so Christian Elsas), der zwei völlig unterschiedliche Klangwelten hinzauberte... Am Flügel ließ er mit außergewöhnlicher Sensibilität jene unendliche, unfassbare Welt lebendig werden, die Debussy und Gershwin vorschwebte. Elsas’ Interpretation besaß Wärme, Tiefe, Farbigkeit und Spannung, wobei nichts zur Schau gestellt wurde; es geht dem Interpreten vor allem um die intensive geistige und emotionale Durchdringung der Kompositionen. Das Publikum wusste diese sehr künstlerische Haltung zu würdigen. „Reflets dans l’eau“, der Titel eines der aufgeführten Stücke, ist symptomatisch für Claude Debussys (1862-1918) impressionistische Musik, die aus lauter Wasser und Licht zu bestehen scheint. Mit ihr öffnet sich ein weiter Raum von luftiger Pracht und perlmuttschimmerndem Nuancenreichtum; alles scheint zu fließen und zu atmen. Man meint, aus dieser poetischen und liebevollen Musik eine große Dankbarkeit für das Leben zu spüren.