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Leichtgängige und ökonomische Bewegungsabläufe, darauf aufgebaut ein intelligentes und empfindsames Spiel (Beethoven, Hammerklavier-Sonate). Die Images von Debussy sind ein Erlebnis. Musikalische Formverläufe werden hier behutsam, feinfühlig tastend in Disposition gesetzt, mit ungeheurer Weichheit und Nachgiebigkeit im Anschlag. Beim lyrisch-virtuosen Bravourstück der Paganini-Variationen von Brahms befindet sich Elsas im Einklang mit sich selbst und dem Publikum.

Er beeindruckte im würdevollen Grave (in Beethovens Pathétique) und im stürmischen Allegro des 1. Satzes genauso wie in der weichen Melodieführung und den heiteren Rondoklängen des 2. und 3. Satzes. Da war keine Spur von Extravaganz... Wie Spielerei bewältigte er die technischen Schwierigkeiten der beiden Stücke, faszinierte durch dramatische Ausdruckskraft und begeisterte durch die Schönheit der “leisen Töne”.
Einfühlsames Spiel 

Elsas zeigte sich als Künstler, der auf Anschlagsnuancen ebenso Wert legt, wie ihm seelenlose Tastendonnerei fremd ist.


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Foto: Rudolf Uhrig
Mit zwingender Klarheit 

Christian Elsas’ Interpretation (der Beethoven Sonaten) ließ die Vermutung aufkommen, dass er sich wohl sehr intensiv mit der Tonsprache Beethovens auseinandergesetzt hat, denn die ausgesprochen durchdachte und werkgetreue Wiedergabe dieser Sonaten ließ diesen Abend zu einem besonderen Ereignis werden. Jede dieser Sonaten, die jeweils für eine ganze Schaffensperiode Beethovens steht, umfasst einen gewaltigen Radius von Ausdruck und Gefühl.
Christian Elsas versuchte mit seiner Interpretation jedoch nie, das Schaffen des Komponisten in musikwissenschaftliche Schubladen zu zwängen, er bemühte sich vielmehr mit seinem von innerer Konsequenz und durchartikulierter Vielschichtigkeit gekennzeichneten Spiel, jedes einzelne Werk in seiner Individualität ganz geschlossen herauszustellen. Der wohltuende völlige Mangel an interpretatorischer Eitelkeit, an gebärdenreichem Salonlöwentum bei seiner Vortragsweise, die zwingende Klarheit und die souveräne Überlegenheit seines Beethovenspiels wirkten dabei jedoch nie kühl. In den lyrischen Passagen betonte er sehr wohl das emotionale Element mit einer Zartheit und mit einer belebenden Nuancierung des Anschlags, die ihn als souveränen Könner ausweist. Was bei der Interpretation der Sonaten spontan auffiel, ist die technische Leichtigkeit seines makellos sauberen, präzisen Spiels, ist die reiche Differenzierung der Ausdrucksintensität, ist die Genauigkeit und Konsequenz der Phrasierung. ... Eine solche Interpretation muss man sich eigentlich erst “erhören”, um sie in ihrem Reichtum an Details und Feinheiten wirklich ganz erfassen zu können.
Debussys Images I wurden zu einem kompositorischen und interpretatorischen Höhepunkt des Abends. In den “Reflets dans l’eau” fesselte Christian Elsas mit dem sorgsamen Schichtenbau seines Vielfarbenanschlags, in der wie ein Trauerkondukt schreitenden Sarabande des “Hommage à Rameau” sinnierte er mit Debussy “sans rigueur” (Spielvorschrift der Härtelosigkeit) über die Vergänglichkeit und Vergangenheit, in “Mouvement” betonte er vor der toccatenhaften Motorik die vibrierende Flächigkeit, als hätte einer der “Minimalisten” das avancierte Stück geschrieben. Gerade aus solcher bohrenden Sanftheit reckten sich die Akkordgänge wie Fanale auf. 

Brillante Phantasie 

Mit diesem Werk (Schubert Wandererphantasie) von immensen technischen und gestalterischen Ansprüchen zeigte Elsas sein außergewöhnliches Gespür für den Nachvollzug romantischer Stimmungen auf der langen Skala von der Gefühlseruption bis zur Schlichtheit volksliedhafter Töne, all das eingebettet in das Konzept einer linearen Durchgestaltung des langen melodischen Flusses dieser in jeder Hinsicht anspruchsvollen Komposition.