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Virtuose Ambitionen kamen dann mit den Paganini-Variationen von Johannes Brahms zur Geltung. Mit makelloser Fingerfertigkeit und verblüffender Sicherheit wurden sie geboten. Darüber hinaus mit so großem Atem, dass jede Veränderung des Paganini-Themas als zwangsläufiges Ergebnis einer logischen Entwicklung erschien, der keinerlei Zufälligkeit mehr anhaftet.

Mit unglaublicher körperlicher Ruhe und viel Inspiration fegte (Christian Elsas)... über die Tastatur, bald wild und mächtig, ohne jedoch der Gefahr zu erliegen, .. pathetisch zu werden, dann wieder fein und durchsichtig im Piano. Besonders gut gefielen der obertonreiche Klang im Diskant und die runde Fülle in den tieferen Lagen.

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Foto: Stefan Sisulak

Der zweite Teil des Konzertabends lebte von Klangbildern voll temperamentvoller und starker Emotionen in kraftvoll schwülstigem Broadwaysound von George Gershwin. .... Der Höhepunkt war zweifellos die „Rhapsody in blue“. In diesem ‚Gesang der Großstadt’ skizziert Gershwin das pulsierende amerikanische Leben der 20er Jahre, ein hektisch modernes Kaleidoskop des facettenreichen, multikulturellen Schmelztiegels der vereinigten Staaten. Bei diesem variationsreichen, bunten Klangspektakel zeigten sich einmal mehr die virtuosen pianistischen Fähigkeiten von Professor Christian Elsas.
Als meisterlich ausgewählter Kontrapunkt beschenkte Elsas die Zuhörer mit einer Zugabe aus weich melodisch verträumten, lyrischen Klängen von Edward Grieg.

George Gershwin Karikatur
George Gershwin (1898 - 1937)
Karikatur: © BUBEC (* 1938)

Technisch und künstlerisch eindrucksvoll.

Makelloses, sehr gut artikuliertes und federnd leichtes Spiel (Beethoven op.31,1). Kabinettstück feinster Interpretationskunst (Beethoven Rondo C-Dur). Die Sonate f-Moll op.5 von Johannes Brahms ... stellte den Höhepunkt des Konzertes dar. Der orchestermäßige Satz wirkte niemals kompakt, und gerade die feinsten Nuancen im Pianobereich gerieten zu betörenden poetischen Wirkungen. Die Gestaltung des ersten Satzes war überzeugend klar, kraftvoll und poetisch. Herrlich konzentriert und empfindsam erklang das innige Nachtstück des Andante. Dagegen spielte der Pianist das Scherzo außerordentlich schwungvoll mit absoluter Sicherheit der schwierigen Partien, das Trio adäquat differenziert und gesanglich. Berückend erklang das trauermarsch-ähnliche Intermezzo und darauf das wunderbare Finale in meisterhafter und überzeugend disponierter Weise. 

Keine Frage, Läufe und Arpeggien perlen mühelos, ebenso leicht gleiten die Oktavgänge; Akkordtechnik, Sprünge, Treffsicherheit sind makellos, falsche Töne kann man mit einer Hand zählen. Polyphone Strukturen (in Francks “Präludium, Choral und Fuge”) kommen ebenso deutlich zur Geltung wie geballte Virtuosität (in Liszts f-Moll Konzertetüde Nr.10). Isaac Albeniz‘ “Navarra” wird zum Anlass eines folkloristischen Feuerzaubers auf Tasten, die Melodie von Liszts Des-Dur Etüde („Un Sospiro”) ersteht wie gemeißelt.

Die zweite Hälfte des Konzertes gehörte George Gershwin... Das große Glanzlicht war schließlich die 1924 komponierte „Rhapsody in Blue“. Da strahlte natürlich Broadway-Flair, ein Akkord-Feuerwerk und ausgelassene Jazz-Rhythmik. Daneben der eher nachdenkliche Sog zwei wunderschöner Blues-Ohrwürmer, aber auch das in Dissonanzen verschmelzende abgründige New York mit seinem Schmutz, seiner Anonymität, seiner Kriminalität und seinem Krach. All das floss in das stets überlegen geführte, emotional genau gewichtete, akzentuierte Klavierspiel.. das sich nie vom bloßen Virtuosengedonner anstecken ließ.