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PROJEKT: DER GOLDENE SCHLÜSSEL.
GRIMMS MÄRCHEN FÜR ERWACHSENE

Himmelsklang und Höllensturz 

Märchen und Musik ... Werke zwischen Gnade und Verdammnis
Wie ins grelle Licht der Vorhölle schritt.. der Konzertpianist Christian Elsas zum Flügel, um in dieser farbig dämmerigen Atmosphäre ... das erwartungsvolle Publikum auf einen schaurig schönen, spannenden und unter die Haut gehenden Abend vorzubereiten. An seiner Seite der für die literarische Gewalt des Wortes verantwortliche Rezitator.. Bei allem Ernst der angekündigten Analyse menschlicher Zerrissenheit zwischen Gut und Böse konnte man bei näherem Hinsehen doch den Schalk in beider Augen blitzen sehen, der die teuflischen Ereignisse in Wort und Ton ironisch und menschlich brach.
Der höchst feinfühlige, sensible und humorvolle Christian Elsas, der sich im Licht des Saales und im Spiegel der musikalischen wie literarischen Werke in Albert Einstein und Frank Zappa zugleich verwandelte, zeigte mit seinem Schmunzeln zum Vortrag der Grimmschen Märchenauswahl durch die warme, vom Ohr direkt in den Bauch gehende Stimme .. (des Rezitators), seine liebevolle und zutiefst edle Grundhaltung gegenüber dem Menschen und aller Kreatur.
Mit der kleinen Geschichte vom „Goldenen Schlüssel“ öffnete der fein nuanciert und bis in jede Silbe authentische Erzähler die irritierend glitzernde Schatztruhe des Lesekonzertes. Zart und in feinsten Schattierungen der klaren, transparenten Klänge spann der Musiker diese Geschichte mit Claude Debussys „Clair de lune“ in Arabesken ätherischer Impressionen fort.
So schaurig wie das Märchen „Das Mädchen ohne Hände“, so schön Franz Liszts „Bénédiction de Dieu dans la solitude“. Die Komplexität der Märchenerzählung um einen gemeinen betrügerischen Teufelspakt wird durch das glitzernde Glocken- und Harfenspiel des Künstlers, das in einem Choral endet, frei gen Himmel geführt – hin zum Glanz der Geborgenheit in Gott.

 

Doppelporträt Brüder Grimm Gemälde
Doppelporträt Wilhelm (1786 – 1859)
und Jacob (1785 – 1863) Grimm
Radierung von Ludwig Emil Grimm (1790 – 1863), 1843
Caspar David Friedrich (1774 – 1840,)
Friedhofseingang, unvollendet um 1825


Je infamer das Böse in Gestalt des Teufels dem Menschen in den Märchen begegnet, desto wilder und virtuoser wurden auch die romantischen Klavierwerke, mit denen Christian Elsas die vielen Musikfreunde faszinierte. Begleitete er „Katz und Maus“ noch mit freier Improvisation, so untermauerte er das folgende Märchen „Vom Gevatter Sperling“ mit einem gewaltigen, unerbittlichen Trauermarsch Franz Liszts, an dessen offenem Ende sich über einen Choral tröstlich Himmelsklänge ankündigen.
Claude Debussys „La plus que lente (1910)“ führten als Romanze in einen Ballsaal und einem scharfen Walzer, bevor „Die Boten des Todes“ von einem leichtlebigen Jüngling verkannt werden. Ein cooler Jazz-Blues von George Gershwin „Andante con moto e poco rubato“, gab der Überraschung ein ruhiges Geleit und forderte zu aufrechtem stolzen Gang des Menschen auf.
Nach dem Märchen „Der Bärenhäuter“, dessen Mut und Güte mit Gottes Gnade Tod und Teufel ein Schnippchen schlägt, spielte Christian Elsas mit verzauberndem Klangreichtum, höchster Spannung und Konzentration in weiten melodischen Bögen des Leitmotivs die sieben Kreise zur Hölle in der wahnwitzig teuflischen wie imposanten „Dante-Sonate“ von Franz Liszt. Die Stationen des über die Klaviertasten dahin gejagten ekstatisch sinnlichen Höllensturzes in den Strudel des Fegefeuers bieten kurze Ausblicke auf paradiesische Engelsklänge, Lichtblicke auf gnadenvolle Läuterung zum Guten. Illusionen, Schmerz, Wahnsinn werden am Flügel bis zu haltloser Hoffnung und zu einem rasenden Ende getrieben. Nach dem endgültigen Richtspruch bleibt die faustische Frage: „Gerichtet!“ oder „Gerettet!“
Das begeisterte Publikum war von dieser ungewöhnlichen, spannenden und herausfordernden Konzertlesung so aufgeheizt, dass seine Begierde nach Mehr erst nach einer „Zugabe“ beider Künstler gestillt war. Zum Märchen „Der alte Großvater und sein Enkel“ spielte Elsas mit sphärischer Transparenz, Wärme und Humor ein traumhaft lyrisches „Notturno“ von Edvard Grieg.

Gemälde Franz Liszt Gemälde Domenico di Michelino
Franz Liszt (1811 – 1886), 1839
Porträt Henri Lehmann (1814 – 1882)
Domenico di Michelino (1417 – 1491),
La Divina 
Commedia di Dante, 1465,
Ausschnitt, Fresko in der 
Kuppel der
Kirche Santa Maria del Fiore Florenz