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Debussys Images I wurden zu einem kompositorischen und interpretatorischen Höhepunkt des Abends. In den “Reflets dans l’eau” fesselte Christian Elsas mit dem sorgsamen Schichtenbau seines Vielfarbenanschlags, in der wie ein Trauerkondukt schreitenden Sarabande des “Hommage à Rameau” sinnierte er mit Debussy “sans rigueur” (Spielvorschrift der Härtelosigkeit) über die Vergänglichkeit und Vergangenheit, in “Mouvement” betonte er vor der toccatenhaften Motorik die vibrierende Flächigkeit, als hätte einer der “Minimalisten” das avancierte Stück geschrieben. Gerade aus solcher bohrenden Sanftheit reckten sich die Akkordgänge wie Fanale auf. 

Einfühlsames Spiel 

Elsas zeigte sich als Künstler, der auf Anschlagsnuancen ebenso Wert legt, wie ihm seelenlose Tastendonnerei fremd ist.


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Foto: Rudolf Uhrig
Leichtgängige und ökonomische Bewegungsabläufe, darauf aufgebaut ein intelligentes und empfindsames Spiel (Beethoven, Hammerklavier-Sonate). Die Images von Debussy sind ein Erlebnis. Musikalische Formverläufe werden hier behutsam, feinfühlig tastend in Disposition gesetzt, mit ungeheurer Weichheit und Nachgiebigkeit im Anschlag. Beim lyrisch-virtuosen Bravourstück der Paganini-Variationen von Brahms befindet sich Elsas im Einklang mit sich selbst und dem Publikum.

Elsas führt sein musikalisches Temperament am Zügel, hat sich bei aller Leidenschaft stets in der Kontrolle, sein ästhetisches Empfinden macht er auf überlegte Weise dem Spiel dienstbar, das technische Können versteht sich von selbst... Die Trillerketten in den Variationen der Arietta bekamen bei ihm einen ins impressionistische weisenden Glanz, der Satz war ohne Erdenschwere. Und doch typischer Beethoven. In Debussys „Images“ entwickelte Elsas äußerste pianistische Dezenz, aber bei allem Streben nach dem edlen Klavierton, bei aller Noblesse und Eleganz wurde er nie oberflächlich, sondern sorgte in den wenigen Momenten, die ihm der Komponist dafür gibt, für Dramatik; die Fortissimi wirkten wie kurze Ausblicke in eine andere Welt.

Konzert der Superlative 

Alban Bergs Sonate op.1 und auch die folgenden “Various for piano” von Sven Erik Werner (geboren 1937) erschließen sich einem nicht beim erstmaligen Hören, dazu bedarf es intensiver Beschäftigung mit den Gesetzmäßigkeiten der Werke, und dennoch gelang es dem Pianisten, die Zuhörer mit seinem feinnervigen, seltsam spröden, überzeugend durchdachten Spiel in verwirrenden Bann zu ziehen...

Weiterlesen: Südwestpresse, Ulm

Musikalische Poetik und feiner Klangzauber. 

f401 Reflets dans l’eau
Detail aus J. M. William Turner (1775 – 1851)
„The Fighting ‘Téméraire’ tugged to her last
berth to be broken up”, 1838