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Die schwierigsten Werke sind Elsas gerade angemessen, und dennoch ist seine auffälligste Stärke die feinste Differenzierung im Klang und Anschlag. Er entlockt dem Klavier Farben und Klänge, die man sonst nie zu hören bekommt... Elsas gestaltete den ersten Satz klar und kraftvoll, den zweiten Satz spielte er mit unvergleichlicher Klangschönheit. Die Musik glänzte und leuchtete in wirklich überirdischem Licht. 

Mit linearer Spannkraft nahm Elsas Schuberts “kleine” A-Dur Sonate wie Rachmaninovs weltschmerzliche Akkordwucht ebenso ernst wie die hochstrukturellen Sonaten von Berg und Brahms. Das garantierte dem Abend eine beflügelte Straffheit ohne Ab- und Ausfall. Die Beobachtung des amerikanischen Musikkritikers Harold C. Schonberg, Rachmaninov habe am Flügel “Klangarchitekturen von imponierender Festigkeit mit scharfen, rhythmischen Akzentuierungen und männlicher Kraft” erspielt, gilt für Elsas Abend.

Magier der Imagination und des Tastenspiels 

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Foto: Gottfried Heinrich
Rachmaninovs drei Préludes aus op.23 gefielen in ihrer dünnhäutigen, durchsichtigen Gewandung ohne den dekorativen Schwulst..., der Rachmaninov manchmal so schwer erträglich macht. In Alban Bergs Sonate op.1 wies der Pianist auf die traditionsverhafteten Elemente dieser Tonsprache hin, genauer gesagt: auf die spätromantischen Bezüge, und sah in dem Stück – zu Recht – eine Ekstase des Ausdrucks, ein kaum auszulotendes Spektrum der Klanglichkeit von erregender Glut, nervösem Fieber und packender Expression. Vergessen hatte Elsas auch eines nicht, dass Bergs Sonate Musik für Klavier ist, dass sie instrumental-klavierbewusst bewältigt werden muss. Ein großes Lob sei dem Pianisten für die Wiedergabe der Brahms-Sonate gespendet. Nicht weil der äußerliche Eindruck so überwältigend gewesen wäre, sondern weil Elsas spürbar werden ließ, was bei Brahms so Aufregendes, so Schönes, so Rührendes “unter der Haut” zu finden ist, weil er sich in diese herbe Musik mit höchster Konzentration versenkte und sie von innen her erklingen ließ. Er zeigte uns einen grüblerischen, einen versonnenen, einen “norddeutschen” Brahms, keinen stürmischen und drängenden Feuerkopf. Und er machte deutlich, wie tief die liedhaften Wurzeln von Brahms reichen, wie einfach der wuchtige Satz auf einmal klingen kann.

Moment von geradezu berückender Schönheit. 

Elsas näherte sich all dem mit großem Respekt. Er ist ein Pianist, der beständig nach dem richtigen Maß strebt, nach der Balance zwischen dem, was der Notentext vorgibt und dem, was er als Interpret daraus machen darf.
Das verleiht seiner Wiedergabe Spannung. Schärfe. Unerbittlichkeit. Sie hat zudem Tiefe und einen großen, dunklen, schweren Klang. Wer nur den exakten Oktaven-Sturm registriert hat, dem ist das Wesentliche entgangen: Auflehnung und die Fähigkeit dieses Pianisten zu trauern... Elsas musizierte die Sonate kraftgeladen im ersten Satz und im zweiten mit jener Gabe der Elevation und Verwandlung, die ins Immaterielle führt. Musik wird reine, stille, sich selbst erfüllende Strahlung.