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Wohlgelungener Klavierabend. 

Der Pianist brachte eine sehr romantische Fassung von Schumanns gewaltiger Fantasie op.17 und nicht weniger als sechs virtuose Stücke von Franz Liszt. Es ist wohl gerade diese romantische Musik, welche für viele als wahre Klaviermusik gilt, die die Fähigkeiten des Instruments voll ausnutzt und eine Klangwelt für den Zuhörer schafft, die alles andere ausschließt. Um diesen Zustand zu schaffen, muss der Pianist nicht nur grenzüberschreitende technische Fähigkeiten besitzen, er muss auch den musikalischen Inhalt analysieren, indem er auf jede Einzelheit genauestes eingeht und den Eindruck erweckt, als ob er im Augenblick das Werk improvisiert. Christian Elsas zeigte sich als gewandter Techniker, der in seinem musikalischen Einfallswinkel das Hauptgewicht auf das Lyrisch-Poetische verlegte. 

Die zweite Hälfte des Konzertes gehörte George Gershwin... Das große Glanzlicht war schließlich die 1924 komponierte „Rhapsody in Blue“. Da strahlte natürlich Broadway-Flair, ein Akkord-Feuerwerk und ausgelassene Jazz-Rhythmik. Daneben der eher nachdenkliche Sog zwei wunderschöner Blues-Ohrwürmer, aber auch das in Dissonanzen verschmelzende abgründige New York mit seinem Schmutz, seiner Anonymität, seiner Kriminalität und seinem Krach. All das floss in das stets überlegen geführte, emotional genau gewichtete, akzentuierte Klavierspiel.. das sich nie vom bloßen Virtuosengedonner anstecken ließ.

Ein Maler und Zauberer der Töne. 

Mit heroischen Akkorden, einem bewegenden Trauermarsch und hämmernden Bassoktaven musizierte Elsas (die Funérailles Liszts) expressiv, gab das unaufhaltsame, maschinengleiche Kriegsgeschehen und die Trauer um die Gefallenen eindringlich wieder. Die "Années de Pèlerinage" zählen zu Liszts bedeutenden Werken. Wer daraus "Après une lecture de Dante" spielt, geht ein Wagnis ein. Denn Liszt verlangt vom Interpreten schier unglaubliche pianistische Fähigkeiten und jede Menge Kraft, um die mächtigen Klangkaskaden zu bewältigen. Spätestens jetzt wurde klar, warum Kritiker Elsas souveräne Technik und pointierten Anschlag bescheinigen, "eine Linke mit sonoriger Wirkung" und eine Rechte "von technisch perfekter Variabilität und Feinnervigkeit". Die Aufführung der f-Moll-Sonate op. 5 von Johannes Brahms nach der Pause nahm schon orchestrale Dimensionen an.

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Technisch und künstlerisch eindrucksvoll.

Makelloses, sehr gut artikuliertes und federnd leichtes Spiel (Beethoven op.31,1). Kabinettstück feinster Interpretationskunst (Beethoven Rondo C-Dur). Die Sonate f-Moll op.5 von Johannes Brahms ... stellte den Höhepunkt des Konzertes dar. Der orchestermäßige Satz wirkte niemals kompakt, und gerade die feinsten Nuancen im Pianobereich gerieten zu betörenden poetischen Wirkungen. Die Gestaltung des ersten Satzes war überzeugend klar, kraftvoll und poetisch. Herrlich konzentriert und empfindsam erklang das innige Nachtstück des Andante. Dagegen spielte der Pianist das Scherzo außerordentlich schwungvoll mit absoluter Sicherheit der schwierigen Partien, das Trio adäquat differenziert und gesanglich. Berückend erklang das trauermarsch-ähnliche Intermezzo und darauf das wunderbare Finale in meisterhafter und überzeugend disponierter Weise. 

Jedes Stück ein Kunstwerk für sich 


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Mit unglaublicher körperlicher Ruhe und viel Inspiration fegte (Christian Elsas)... über die Tastatur, bald wild und mächtig, ohne jedoch der Gefahr zu erliegen, .. pathetisch zu werden, dann wieder fein und durchsichtig im Piano. Besonders gut gefielen der obertonreiche Klang im Diskant und die runde Fülle in den tieferen Lagen.

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Foto: Stefan Sisulak