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Beitragsseiten

Erzhure Kunst
Blinzelst vielen zu
Glauben viele
Sie könnten’s mal mit dir treiben
Hätten dich schon rumgekriegt
Du aber jagst sie hinaus
Aus deinem Hurentempel
Mit Hohngelächter
Die wenigen aber
Denen deinen Schoß du öffnest
Sie lässt du teuer
Bezahlen.
Rolf Märkl (*1931), Die holde Kunst, 1961



Website ja oder nein? Leben auf Wolke 7 ....??? – Auf der Suche nach dem Sinn.... Leben als Kunstwerk....? Will ich mich wirklich „öffentlich“ machen?

Als Jugendlicher und junger Mann war ich davon überzeugt, dass es absolut ausreichend sei, gut Klavier spielen zu können, um erfolgreich auf dem Musikmarkt bestehen zu können. Welch ein Irrtum! Dabei bedeutete das „gute Klavier spielen“ aber bereits seinerzeit für mich nicht, möglichst viele richtige Töne und metronomisch korrekt zu spielen. 

Christian Elsas am Piano
Foto: Geoff Redcrow

Es ging mir immer um das Ringen um den musikalischen Ausdruck, die reale Umsetzung auf dem Instrument dessen, was ich in meiner Imagination hatte. Es ging mir darum, dem nachzuspüren, was der Schöpfer des Werkes, der jeweilige Komponist, mit seinem Stück aussagen wollte und was er uns heute Lebenden damit sagen kann. Mein privates Umfeld unterstützte mich in dieser Überzeugung.

Nur langsam kam die Einsicht und Gewissheit, dass es nicht ausreicht, sich ausschließlich auf das Klavierspiel zu beschränken und auf der Bühne präsent zu sein, sondern sich auch den Marktmechanismen unterwerfen und sich „verkaufen“ muss.

Ich lebte und eigentlich lebe ich auch heute noch so, zurückgezogen, abseits der Gesellschaft, eingeigelt in meiner Musik, im Ringen um den musikalischen Ausdruck. Es geht mir weiterhin nicht nur darum, dass die Oktavensprünge schnell und richtig gelingen, vertrackte Rhythmusverschiebungen bewältigt werden können..., all das ist für mich nur Mittel zum Zweck. Meine Nachbarn hören mich bzw. mein Klavierspiel zwar, sehen mich aber höchst selten. Ich lebe in einem landschaftlich sehr schönen, alten, aber recht kleinen Kurort, dennoch wissen nur Wenige überhaupt von meiner Anwesenheit hier. Die Vergnügungen der meisten meiner Zeitgenossen sind nicht meine, wir haben kaum Berührungspunkte. Sie können mit mir nichts anfangen, höchstens als Kuriosum. 

Christian Elsas am Piano
Foto: Geoff Redcrow

Sie verstehen meine Welt nicht. Manche mögen eine Ahnung bekommen, wenn sie mein Haus betreten. Einige formulieren es sogar, dass es Ihnen vorkomme, als würden sie in eine andere Welt kommen, die sie zwar einerseits fasziniert, andererseits aber das Gefühl vermittelt, auf einer völlig unbekannten Insel zu sein, die nichts mit ihrem Lebenspfad zu tun hat. Aber sie könnten Alles über mich erfahren, wenn sie mit offenem Herzen im Konzert meine Musik hörten und würden auch nicht „fremdeln“.

Zufällig las ich, als ich über diesen Zeilen saß, ein Zitat von Friedrich Nietzsche (1844 – 1900), was mich sehr überraschte, da ich mich darin beschrieben fand:

Die guten Musiker sind alle Einsiedler und außer der Zeit.



Dabei gelte ich eigentlich als gern gesehener Gesellschafter, da ich ein seit frühester Jugend eingewurzeltes Interesse an meinem Gegenüber – gleich welcher Herkunft, Profession, welchen Bildungsstandes – habe, wobei mir auch von den Ängsten und Nöten ebenso wie von freudigen Ereignissen berichtet wird, die ich dann auch künstlerisch umsetze. So angenommen kann sich jeder in meiner Art Musik zu machen, wiederfinden.

Mein Leben ist mehr als voll mit meiner Kunst, die auch meine ganz persönlichen moralisch-ethischen Überzeugungen und meine Einstellung zum Leben, wie ich leben möchte und muss, bestimmt. Meine Kunst ist kein „Broterwerb“, sie ist Berufung, sie fordert den Menschen umfassend. Ein sehr erfolgreicher befreundeter Komponist sagte einmal nach einem Konzert zu mir: „... wie du da auf die Bühne kamst, habe ich gedacht: wie eine Erscheinung aus dem vorletzten Jahrhundert.“


Christian Elsas am Piano
Foto: Geoff Redcrow

So habe ich mich auch nur zäh entschließen können mich dem allgemeinen www-Trend anzuschließen und mich damit „öffentlich“ zu machen. Meine Kunst ist intim, meine Kontakte direkt und in nicht wenigen Fällen persönlich. Die gefragte und erwartete über die Maßen positive Selbstdarstellung auf der jeweiligen persönlichen Website widerspricht zutiefst meinem Naturell, sie passt nicht in meine Lebenseinstellung und zu meiner Person und ich habe mich lange dagegen gewehrt.

Wo der Urgrund meiner Musik ist, auf der „Bühne“, entblöße ich mich: alles liegt in der Interpretation offen zu Tage für den, der es emotional zu erfassen vermag; sollte also eigentlich eine solche Präsentation überflüssig machen.

Wenn ich mich heute dennoch zu einer Website entschließe, dann nicht aus wirklicher Überzeugung, sondern weil die Zeit in der ich lebe, mich unabdingbar dazu zwingt. Die Entwicklung und die Erwartung der potentiellen Veranstalter, aber auch des potentiellen Publikums, fordern es.

Allerdings verbietet es sich mir in weiten Teilen einen Internetauftritt in der üblichen Form zu gestalten, eine wie die andere Website zu erstellen, wo letztlich wenig über Musik zu entdecken ist, sondern vielmehr nackte Fakten. Wie in meiner Musik möchte ich auch hier meinen eigenen Weg gehen und vielleicht sogar damit dem geneigten Leser noch etwas Neues, Interessantes, auch Unterhaltsames präsentieren.