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PROJEKT: SCHÖPFUNG - NATUR - UMWELT

Kein „grüner“ Weihrauch 

Es hätte ein Abend werden können wie ein Werbespot, mit Blick auf Biogarten und umweltfreundliches Waschmittel, eine lyrische Beschwörung der heilen Natur. Dazu gab es passende Musik, die auch entsprechend interpretiert wurde. Doch dabei, und das ist den auftretenden Künstlern, dem Autoren Karlhans Frank und dem Pianisten Christian Elsas zu danken, blieb es nicht: Ein Stück des tschechischen Komponisten Luboš Fišer, von Christian Elsas mit höchstem Ausdruck gespielt, fetzte in das zuvor geschaffene Idyll, desgleichen ein Gedicht, von Karlhans Frank fast in den Raum geschrien. Beide beschrieben Zerstörung.
Fast nebenbei brachten die beiden Künstler in ihrem gemeinsamen Programm, ... zum Ausdruck, dass, wer von der Idylle reden will, beim Thema Natur von der Zerstörung nicht schweigen darf. Auch wenn es im ersten Teil des Abends so wirkte, Frank und Elsas nebelten nicht mit „grünem“ Weihrauch.
Der Anfang des Auftritts war geprägt von dichterischen und musikalischen Beschreibungen einer nicht existenten Idylle. Sanft und weich perlten die für das Programm ausgewählten lyrischen Stücke von Edvard Grieg durch den Raum, wobei sich Elsas als Pianist zeigte, der weiß, wie er eine bestimmte Wirkung erzielen kann. Seine Art, die kurzen Grieg-Kompositionen zu spielen, verstärkte die diesen ohnehin innewohnende Tendenz zur Sanftheit. Zwischen den Musikstücken las Frank aus seinen Gedichten, die die Stimmung der Musik verstärkten: „Fliegendes Wispern/ der Blätter. So sprechen die/ Bäume Gedichte.“
Zum Genuss gerieten in diesem Abschnitt des Abends ... die drei Debussy-Kompositionen aus den „Images Heft 1“. Elsas’ Spiel pendelte zwischen verhaltener Leichtigkeit und intensiver Dynamik, ein Kontrast, der die Musik mit Spannung füllte. Von seiner besten Seite zeigte sich der Pianist dann bei der Sonate Nr.4 von Fišer, ein Werk, dessen Konfrontation von meditativen Passagen und wilder Rohheit, die wie ein Peitschenhieb in die ersteren fuhr, er mitreißend verdeutlichte. 


 

Gemälde Bauerngarten mit Sonnenblumen Gemälde - Die Sonnenblume
Gustav Klimt (1862 -1918),
Bauerngarten mit Sonnenblumen 1905/ 06
Gustav Klimt (1862 – 1918), Die Sonnenblume 1905

Foto Frank Karlhans
Karlhans Frank      Foto: OVAG, Andreas Matlé
Nichts verschwindet spurlos,
nur manchmal ist niemand da, der
noch Spuren zu lesen vermag.
(Karlhans Frank)


In memoriam Karlhans

Doch stehe auf ich, und ich wag
Salto mortale jeden Tag.
Und falle ich, kein Netz mich hält,
ich falle, bis mein Herz zerschellt.
(Karlhans Frank)


Auf der Flucht
Vor dem Tod leben wir eine Weile.
(Karlhans Frank 1937 – 2007)
Foto Frank Karlhans
  Karlhans Frank
     Foto: OVAG, Andreas Matlé