Ihnen gefällt was Sie sehen?  -  +49 (0) 5652 4920

Feinsinnigkeit, Virtuosität und Spiellust 

Die Vorankündigung hatte nicht zu viel versprochen, denn was da am vergangenen Samstagabend im Barocksaal ... abging, war ganz klar eine kammermusikalische Sternstunde. Instrumentale und interpretatorische Höhenflüge – insgesamt wie auch in zahllosen köstlichen Nuancen begeisterte damit das ensemble encore in zwei recht konträren Referenz-Werken der Hochromantik die Zuhörer...
„Der Brahms“ (Klavierquartett Nr.2 A-Dur op.26) füllte mit annähernd 50 Minuten Spieldauer die gesamte erste Konzerthälfte, ein gewaltiger „Klopper“, der in schwächerer Ausführung wohl hauptsächlich das trainierte Sitzfleisch des Publikums gefordert hätte. So aber, in dieser bestechend musikantischen Werksauffassung und –wiedergabe, blieb es spannend bis zum letzten Ton. (Man hörte) Kammermusik auf höchstem Niveau...: Abwechslung, Kontrastreichtum, Dichte und einen stabilen Spannungsbogen über fast eine Stunde.
Maximale Einigkeit bis hin zum gemeinsamen Vibrato und in der ausgefeilten Dynamik, eine perfekt abgestimmte Verbindung charismatischer Musiker, die das schwierige Genre des Klavierquartetts meisterlich beherrschten und lustvoll zelebrierten. Und dabei stets bei sich selbst und den Partnern sind. Prof. Christian Elsas... übte sich in Fingerspitzengefühl; dominierte selbst bei weit geöffnetem Flügel nicht einmal in den delikatesten Pianissimo-Passagen die Streicher.

Weiterlesen: Bayernwald Echo/ Chamer Zeitung

Totentanz und Seelenpein.
Anspruchsvolle, erstklassige Kost servierten das Wilanów-Quartett und Pianist Christian Elsas 


Mit dem folgenden Klavierquintett, das sich Alfred Schnittke in Memoriam seiner Mutter, der Jüdin Maria Vogel, von 1972 bis 1976 abrang, trübte sich die Stimmung noch mehr. Um seine Gedanken über Todesangst, Verfolgung und Seelenpein hörbar zu machen, zog Schnittke mit der häufigen Verwendung von Vierteltonsequenzen in den Streichern, hörbarem Klavierpedalklappern als Sinnbild sich entfernender Schritte eines Gefängniswärters und an- und abschwellender Diskanttöne zur Verdeutlichung einer auf- und abziehenden Katastrophe noch viel mehr Register der modernen E-Musik als der im Vergleich dazu wohlklingende Shostakovich.

Alfred Schnittke

Alfred
Schnittke
(1934 - 1998)
Foto:
Ewa Rudling

 

Weltformat hatte das Meisterkonzert. Das Shostakovich-Quartett und der renommierte Pianist Christian Elsas bestritten auf überragendem Niveau ein anspruchsvolles Programm. ... Christian Elsas konzertiert mit den besten Ensembles der Welt ... Ein bestechend ausbalanciertes Klangbild zwischen Klavier und Streichinstrumenten beherrschte den Vortrag des expressiven Klavierquintetts g-Moll op.57 von Shostakovich... Überlegen und packend dicht erfolgte die Wiedergabe des fünfsätzigen Werkes. Das dynamische Differenzierungsvermögen beeindruckte. Besonders das zarte Piano im Adagio verdient viel Lob. Die fast unwirklichen, filigranen Klänge verloren nie ihre Rundheit und Helligkeit. Überwältigend und geradezu mit Energie geladen, führten Quartett und Pianist das Scherzo auf. Das fulminant genommene Finale beendete die Aufführung. Enthusiastisch nahmen nach der Pause die Musiker Schumanns Klavierquintett in Es-Dur op.44 in Angriff. Voluminös und durchgängig angenehm kraftvoll geriet die Wiedergabe. Schwer und stockend wurde der traurige zweite Satz gespielt, da flogen die Bögen geschwind über die Saiten und Elsas’ Finger über die Tasten im rasanten Scherzo. Das kunstvoll fugierte Finale krönte den Abend, der Vitalität versprühte und ungeheure Energie freisetzte. „Bravo“ war die erste Publikumsreaktion.

Plakat eines Konzertes
Bemerkenswert das stete Bestreben von Christian Elsas um ein organisches Zusammenspiel, immer wieder ging sein Blick nach vorn zu den Streichern, die diese Klammer aufnahmen und ihm folgten.
Russische Kammermusik spannend interpretiert. 

Dann aber übernahm Namenspate Shostakovich das Zepter mit dem genialen Klavierquintett op.57, für dessen Wiedergabe Christian Elsas zu den Streichern trat. Mit starkem Eigenprofil setzte er diesen den herberen Klavierklang entgegen, profilierte sich solistisch, ging aber auch sorgfältig auf deren dynamische und agogische Spielweise ein. Packend gelang vor allem die meisterhaft komponierte Fuge, deren Spannungsverlauf die Künstler unmissverständlich nachgestalteten. Und die Brüskerien des wilden Scherzos ließen sie hemmungslos und mit Genuss durchschlagen.
Spielfreude, Temperament und Leidenschaft