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Musik ist der Gesang der Jahrhunderte
und die Blume der Geschichte.
Sie entspricht dem Schmerz wie der Freude der Jahrhunderte.
Romain Rolland (1866 - 1944)



Wenn Sie den ersten Teil meiner Website durchblättern, werden Sie – zu Recht – denken, das Übliche. Namhafte Lehrer, Wettbewerbspreise in der Jugend, Auszeichnungen und Ehrungen, ein Berg von Rezensionen, Tourneen im In- und Ausland, Zusammenarbeit mit namhaften Ensembles, Auftritte bei Festivals etc. etc. Sie können dann im Prinzip getrost die Website schließen und, falls Sie Interesse an den für jede Spielzeit neu durchdachten und zum Teil ungewöhnlichen Programmen im Solo-Bereich, mit renommierten Kammermusikensembles oder berühmten Schauspielern haben, gerne mit mir Kontakt aufnehmen.

Freuen würde ich mich, wenn Sie sich die Zeit nähmen, noch einen Blick auf die weiteren Seiten über meine Person zu werfen, die auf den ersten Blick nichts mit Musik oder gar einem eventuellem Engagement bei Ihnen zu tun haben.
Ich bin der Meinung, dass erst eine natürliche Symbiose von dem in vielen Jahren und mannigfaltigen Ausprägungen Erlebten und der allgemeinen Einstellung zum Leben mit der Ehrfurcht vor dem Komponisten und dem zu interpretierenden Werk dem Zuhörer ein spannendes und in sich stimmiges, im schönsten Fall sogar beglückendes Hörerlebnis verschafft.

Der Komponist hat, wenn er ein überzeugender und guter Komponist ist, nicht Noten geschrieben, sondern mithilfe der Noten – wie ein Dichter oder Schriftsteller mit Buchstaben – eine für ihn wichtige persönliche Lebenserfahrung der Nachwelt mitgeteilt, nicht selten durch einen aktuellen Anlass hervorgerufen.

 Karikatur Franz Liszt  Karikatur Sigismund Thalberg
Franz Liszt (1811 – 1886)
Karikatur um 1842                
Sigismund Thalberg (1812 - 1871),
Karikatur um 1840

Beim Schauspieler erwartet man als Selbstverständlichkeit, dass er die Buchstaben und Worte des Schriftstellers oder Dichters mit Leben erfüllt, und zwar in dem Sinne, dass er die dort verschlüsselte Nachricht der damals beschriebenen Situation durch seine Persönlichkeit und seine Erfahrungen im eigenen Leben auf der Basis der Regie in unsere Jetztzeit transportiert, ohne den Aussagekern der literarischen Vorlage zu verändern. Das ist ja auch der Grund, warum jeweils neue Inszenierungen entstehen.
Es verwundert, dass dies bei der Musik nur in Ausnahmefällen festzustellen ist.


„Ist das ein Jagen, ein Drängen, ein Hudeln! Als ob eine Wette bestünde, wer früher damit fertig wird, als ob es ein Verdienst wäre, aus Vierteln Achtel, aus Achteln Sechzehntel zu machen....“
(Anton Schindler (1795 – 1864), 
Beethoven-Biographie, 2. Auflage 1860)


Die Erklärung liegt vielleicht darin, dass dem Schauspieler das Faszinationsmittel der Virtuosität nicht zur Verfügung steht. 
Er kann und wird bewundert werden wegen seiner Aussagekraft, nicht wegen seines schnellen Sprechens. Für den Musiker hingegen besteht die nicht unerhebliche Gefahr darin, sich ausschließlich der Virtuosität zu bedienen, um Erfolg zu haben und bewundert zu werden.


Karikatur von Wilhelm Busch
f412g
Fortissimo vivacissimo
(aus: Wilhelm Busch (1832 -1908), Ein Neujahrskonzert, in: Werke 
Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg
1959, S. 403-411)

Finale furioso
(aus W. Busch, ein Neujahrskonzer, s.l.)

Der Dirigent ist der einzige Musiker der mir spontan einfällt, der nicht dieser Gefahr ausgesetzt ist. Wenn er so schnell wie möglich seinen Taktstock schwingt, fasziniert dies natürlürlich niemanden, bestenfalls wird  man das schnell aufspielende Orchester bewundern, eher aber den zügellosen und konzeptionslosen Dirigenten tadeln.

Schon Franz Liszt erkannte vor mehr als 150 Jahren diese Gefahr nachdem er sich zuvor „Wettrennen auf den Tasten“ mit seinem Pianisten- und Komponistenrivalen Sigismund Thalberg geliefert hatte und distanzierte sich dann in vielen belegten Äußerungen von seelenloser Virtuosität ohne geistigen Inhalt.

Es gibt selbstverständlich reine „Virtuosenstückchen“, die keinen geistigen Hintergrund haben. Diese interessieren mich persönlich aber überhaupt nicht, besitzen auch bei Komponisten und in der Musikwissenschaft einen dementsprechend niedrigen Stellenwert und nähern sich am ehesten dem Sport. Im Sport ist ein Beurteilung viel einfacher: wer am schnellsten läuft, am weitesten springt etc., der ist der Beste. Doch die Kunst verlangt mehr. Es kann durchaus sein, dass der Komponist Virtuosität in einem Stück verlangt, aber nicht zum Selbstzweck, sondern um ein bestimmtes Lebensgefühl auszudrücken, sei es Angst, Freude, Unruhe, Hektik oder zum Auf- oder Abbau einer Steigerung innerhalb eines Kompositionskonzeptes beispielsweise.

Ein gutes Tier ist das Klavier,
still, friedlich und bescheiden -
und muss dabei noch vielerlei
erdulden und erleiden.
 
Der Virtuos stürzt darauf los
mit hochgesträubter Mähne;
er öffnet ihm voll Ungestüm
den Leib, gleich der Hyäne!
 
Und rasend wild, das Herz erfüllt
von mörderischer Freude
durchwühlt er dann, soweit er kann,
des Opfers Eingeweide.
 
Wie es da schrie, das arme Vieh,
und unter Angstgewimmer
bald hoch, bald tief um Hilfe rief,
vergeß ich nie und nimmer.

 otto boehlers schattenbilder bearbeitet
(Wilhelm Busch)
Emil Sauer (1862 – 1942) am Klavier 
„Tannhäuser-Ouvertüre in Lisztscher Bearbeitung“, 
entstanden vor 1900, veröffentlicht 1914
Dr. Otto Böhler’s (1847 – 1913) Schattenbilder
 
 

 




Kunst hat in meinen Augen immer etwas mit einem Abbild der Seele zu tun, das über Jahrhunderte hinweg Gültigkeit besitzt und jeweils vom Interpreten zu neuem Leben und neuer Aussagekraft erweckt werden muss.

Mit meiner Musik versuche ich diesem Motto nachzueifern, setze mein ganzes Leben kompromisslos dafür ein; alles andere wird der Leitlinie untergeordnet, mit meinem Klavierspiel meinem Auditorium, sei es groß oder klein, von Freude und Trauer, Höhen und Tiefen, Angst und Verzweiflung, von innerer Gelassenheit, Besonnenheit, überirdischer Ruhe und deren Glanz ebenso zu berichten wie von menschlichen Unzulänglichkeiten, aber auch von der Schönheit der Natur der faszinierenden Vielfalt in der Tierwelt und vielem mehr zu erzählen. Musik ist für mich zum wichtigsten Medium der Kommunikation mit meinem Gegenüber geworden.

Für mich ist Musik Leidenschaft, ja Obsession und auch ein Stück Mission.
 

 

Bei denen, die nicht lieben,
vertreibt Musik allen Hass.
Dem Ruhelosen gibt sie Frieden,
und den Weinenden tröstet sie.
 
Die, die nicht mehr weiter wissen,
finden neue Wege,
und denen, die alles ablehnen,
erwächst neue Sicherheit und Hoffnung.

(Pablo Casals 1876 – 1973)