Die besondere Note – Gesprächskonzert nonchalant - Seite 2
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Gerade dieser Spagat, der auf den ersten Blick unüberwindlich erscheint, reizt Christian Elsas, spornt ihn an, beiden Seiten gerecht zu werden. Ja, noch mehr als das, er setzt kleine Orientierungsgipfel, die der Zuhörer leicht beim Spiel wiedererkennt. Dadurch erhöht er nicht nur die Konzentration beim Zuhörer, sondern spannt ein unsichtbares Band zwischen sich und seinem Publikum, führt es völlig zwanglos und elegant zu dem, was seiner Ansicht nach der Komponist mit seinen schwarzen Notenköpfen aussagen will. Dessen Mission – die ja der eigentliche Anlass und das Bedürfnis des Autors ist, weshalb er zur Feder greift – dem Zuhörer mit Wort und Spiel möglichst leicht nachvollziehbar nahezubringen, ist das Grundanliegen von Christian Elsas. Wenn seine Zuhörerschaft ihm gerne folgt und den eingeschlagenen Weg nicht nur mit Interesse, sondern freudig und mit Spaß mitgeht, ist sein Ziel erreicht. Bislang wurde diese ganz spezielle Form der Präsentation durchwegs sehr gerne und positiv vom Publikum aufgenommen. Die in Töne gefasste Aussage des Komponisten ist bei ihm angekommen.
Foto: Volker Schmidt |
Zugleich ergibt sich durch den beständigen Wechsel von „Geschichten Erzählendem“ und „Geschichten Spielendem“ ein großer Abwechslungsreichtum am Konzertabend, der die Konzentration der Zuhörer bis zum letzten Ton aufrechtzuerhalten vermag.
Als ganz besonders hilfreich und wirkungsvoll erwiesen sich seine Moderationen bei kompletten Abenden mit zeitgenössischer Musik oder zeitgenössischen Kompositionen innerhalb konventioneller Programme. Die so häufig bestehende Zurückhaltung des Publikums diesen Werken gegenüber konnte dadurch einer nicht selten begeisterten Aufnahme weichen.
Nicht zuletzt ist es Christian Elsas zum einen ein besonderes Anliegen, eine menschliche Brücke zu schlagen zwischen Interpret und interessiertem Zuhörer und zum anderen durch die leicht verständlichen, frei und umgangssprachlich vorgetragenen Erläuterungen einen einfach aufzunehmenden und während des Spiels dann gut zu verfolgenden roten Faden zu spinnen, um damit dem Konzertabend eine besondere, unverwechselbare Note und eigene Prägung zu geben. So gelingt es ihm eine persönliche Atmosphäre aufzubauen, die die so häufig bestehende Distanz zwischen Bühne und Auditorium überwindet. Diese Art der Gesprächskonzerte eignen sich natürlich nicht so sehr für große Säle, sie entwickeln vielmehr ihren ganz besonderen Charme in intimerem Rahmen.
Foto: Volker Schmidt |
(Nürnberger Zeitung)
Foto: Volker Schmidt |
Nicht verschwiegen werden soll die Tatsache, dass Kritiker mitunter die moderierten Konzerte vehement ablehnen mit der Begründung, dass sie zum einen die Zuhörer in eine bestimmte Hörerwartung manipulierten und zum anderen die Musik aus sich selber heraus wirkend verstanden werden müsse.
Letzteres Argument hat sicherlich seine Berechtigung, aber auch mit den schönsten und ausführlichsten Worten werden nie die Tiefe der Musik und alles das, was mitschwingt, erreicht werden und diese entscheidende Ebene wird durch die Moderation nicht verstellt, im Gegenteil, es kann eine Tür zu ihr geöffnet werden. Die Einführungen ermöglichen vielen Menschen überhaupt erst den Zugang zu diesen tieferen Schichten, die sich dann auch nicht mehr verbalisieren lassen.
Erstere Anmerkung ist irrelevant, da niemand gezwungen ist, dem verbalisierten Weg Christian Elsas’ zu folgen; er kann seine Phantasie und seine Emotionen auch in andere Richtungen gehen lassen. Explizit wird auch stets vom Pianisten darauf hingewiesen, dass man seinen Erläuterungen nicht folgen muss, sondern auch ganz andere Empfindungen bei der Komposition haben kann. Allerdings ist es natürlich so, dass Christian Elsas mit seiner zwingenden musikalischen Interpretationsart – anders als bei der im Trend liegenden unverbindlichen Präsentation, wo es relativ beliebig ist, in welche Richtung die Rezeption geht – unwillkürlich die Zuhörer in seine Gefühls- und Phantasiewelt lockt. Dennoch lassen Christian Elsas’ Einführungen viele Wege offen. Er maßt sich nicht an, eine allgemeingültige, alle Zeiten überdauernde Interpretation sowohl verbal, wie musikalisch, zu liefern, zumal so etwas schlichtweg nicht existiert; sie verändert sich schon im Verlauf der Lebenszeit.
Foto: Gottfried Heinrich |
Eine solche Maxime fordert von Christian Elsas alles, sie bedeutet aber in dieser ungewöhnlichen Art auch ein Alleinstellungsmerkmal, was zum Markenzeichen für seine ganz spezielle, persönliche Gesprächskonzertform nun schon seit mehreren Jahrzehnten geworden ist.
Wenn man Elsas sieht, hat man ein wenig das bekannte Klischee vom zerstreuten Professor vor Augen. Kaum zu bändigendes, krauses Haar von nicht unbeträchtlicher Länge und ein Schnauzer, der einen eher mürrischen Gesichtsausdruck produziert. Dazu ein Auftreten, das wohl am ehesten mit schüchtern zu beschreiben ist. Dieses Bild ändert sich schlagartig, wenn Elsas von der Klaviatur Besitz ergreift. Nichts mehr von schüchtern, schon gar nicht mürrisch. Klangvolle Musik erfüllt den Raum, hervorgerufen von ausgereifter Technik, zusammen mit
Foto: Gottfried Heinrich |