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Eindringliches Spiel 

Alfred Schnittkes Klavierquintett ... wirkte in seiner ganzen Breite an Affekten spannend und ergreifend. Auch weil der Pianist zusammen mit dem Wilanów-Quartett Warschau ein intimes, eindringliches Spiel an den Tag legte.
Dass man es mit Kammermusikern der Ausnahmeklasse zu tun hatte, spürten die zahlreichen Hörer von Anfang an. Bei aller technischen Brillanz nämlich stellten die Interpreten den musikalischen Ausdruck und damit eine ganz persönliche Deutung in den Mittelpunkt - bei ausgeprägtem Sinn für Klangfarben, für organisch ausschwingende Spannungsbögen und fürs natürliche Musizieren. Denn nicht nur der Pianist, auch (die Streicher) waren engagiert, mit Schwung und Spaß dabei. Das verhalf den Werken zur plastischen Aussage. Bei Schnittkes Opus zum Beispiel sorgten die weit ausgesponnenen Walzerweisen oder eindrucksvolle Triller- und Vierteltonpassagen für zerrissene, schmerzliche Klänge. Dagegen steuerten Tonrepetitionen bei extremen Spieltechniken das statische Element bei.
Und während sich hier Streicher und Klavier wie zwei Pole gegenüberstanden, bildeten sie bei Robert Schumanns Es-Dur Quintett op.44 einen beispielhaft ausgewogenen, belebten Ensembleklang. Zumal sich die Musiker Impulse nur so zuspielten und dabei jeder Platz für eigene Ideen hatte.

Dramatischer Klangrausch 

Bereits mit den ersten dramatischen Klängen konnten die Konzertfreunde im Kaisersaal... erahnen, welch besonderes musikalisches Erlebnis auf sie zukommen sollte.
BildausschnittNach dem ersten temporeichen Auftakt erklangen dazu im Kontrast sanfte melodiöse, natürliche Ruhe ausstrahlende Themen, die im steten Wechselspiel zum eigentlichen „Allegro con fuoco“ in Dvořáks Klavierquartett Es-Dur op.87 hinführten. Schon in diesem sinfonisch angelegten ersten Satz zeigten die Künstler des „ensemble encore“... ihre individuellen und blind aufeinander eingestimmten Ausdrucksqualitäten.
Im Reigen der Melodien des „Lento“ kamen diese bemerkenswerten Kräfte im solistischen wie im Einzelspiel voll zum Tragen.

Schnittkes Klavierquintett bildete den Mittel- und Höhepunkt im Programm des Konzertes mit dem Frankfurter Pianisten Christian Elsas und dem berühmten Warschauer Wilanów-Quartett beim Privatmusikverein Nürnberg in der Meistersingerhalle. ...
Christian Elsas und die Wilanóws, die seit über dreißig Jahren in der Welt unterwegs sind, interpretierten das Quintett mit subtiler Nuancierung und verhalfen ihm beim PMV-Publikum zu einem nachhaltigen Erfolg. ...
Anton Dvořáks Klavierquintett Nr.2 A-Dur op.81 hellte mit seiner melodien-trunkenen Spielfreude den getrübten Himmel nach der Pause wieder auf, zumal die Künstler ihre beachtliche Virtuosität temperamentvoll einsetzten. In Elsas hatten die Streicher einen exzellenten Klavierpartner, der sich nicht in den Vordergrund spielte, sondern sich in den Streicherklang einzubinden vermochte.

Verdienter Blumenstrauß für warme Variationen der „Forelle“

Der Pianist und das Prager Stamitz-Quartett begeisterten ihr Publikum

In Robert Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 gesellte sich diesem Quartett der Pianist Christian Elsas hinzu... Gemeinsam mit den Streichern aus Prag entstand eine lebendige und bewegliche Interpretation, die sehr auf klangliche Gestaltung angelegt war, was insbesondere beim zweiten Satz zu einem tiefen Erlebnis wurde.

Tolles Tempo 

Bestechend an der Aufführung dieses Klavierquintetts war jedoch die absolut sichere Wahl des richtigen Tempos, was gerade im Finalsatz durch die strikte Beachtung des „ma non troppo“ zu einer Verdichtung führte, die spannender war als die oft zu hörenden überzogenen Tempi dieses Satzes.

Nach der Pause erklang dann der Quintett-Klassiker schlechthin, das „Forellenquintett“ A-Dur op.114 von Franz Schubert. Auf dieses Werk hatte das Publikum den ganzen Abend gewartet. Sie wurden nicht enttäuscht. Mit romantisch warmen Ton, sehr präzisem Zusammenspiel und der genau nachempfundenen Schubert'schen Melodie-Seligkeit entstand eine Wiedergabe dieses .. Werkes, die dem Hörer lange unvergesslich bleiben wird. Besonders der Satz, der diesem Quintett seinen Beinamen verleiht (4. Satz Variationen über das Lied „Die Forelle“) führte zu einer musikantischen Begeisterung der Interpreten, die ihresgleichen sucht.
Für den Beifall .. bedankten sich die Interpreten mit einer Wiederholung des Liedes und der 1. Variation über die „Forelle“ und allein dafür hätte jeder Musiker an diesem Abend einen eigenen Blumenstrauß verdient gehabt.
Todessehnsucht und Hoffnungsschimmer. 

Das Wilanów-Quartett und Christian Elsas spielen Schnittkes Klavierquintett feinfühlig und homogen.

Ideal ergänzten sich aber auch Christian Elsas und das Quartett, die sowohl in der Virtuosität als auch in der Musikalität zusammenstimmten. Jeder dieser mitreißend musikalischen und technisch versierten Musiker konnte auch solistisch hervortreten.
Spielfreude sprühte (bei Dvořáks Klavierquintett op.81) aus den schnellen und geflügelten Melodiegängen, inniges Erleben beseelte die lyrischen Passagen. Die Homogenität des Klangs entsprang aus einer Homogenität des inneren Erlebens.

Ein erwartungsfreudiges Auditorium, der Saal des Alten Rathauses war fast voll besetzt, empfing die sechs Künstler mit großem Beifall...
In diesem grandiosen Kammermusikwerk (Klavierquintett Es-Dur op.44) lässt Schumann auch den Streichern sehr melodiöse solistische Aufgaben zukommen. Es gibt Wechselwirkungen von großer Dramatik, virtuosen Abläufen und dynamischen Höhepunkten, die fast an sinfonischen Charakter mahnen... (Hier) war es vor allem der führende Klavierpartner Christian Elsas, der sein sehr konzentriertes, abseits von allen pianistischen Affekten freies Können überzeugend einbrachte. Die klangliche Balance war gegenüber den Streichern immer sehr nobel.
Zum rauschenden Höhepunkt wurde das brillant gebotene Schlußfugato. Mit dem populären Kammermusikwerk von Franz Schubert, dem „Forellen“-Quintett klang das Programm aus... Es ist immer wieder faszinierend, diese Klangkombination von zwei Baßinstrumenten..., Viola, Violine und Klavier zu erleben...
Christian Elsas bot letzte Feinheiten in Anschlag und pianistischer Brillanz auf. Man vereinte sich zu seligem Musizieren in wechselseitigem Zuspiel und künstlerischer Animation.


Franz Schubert Franz Schubert (1797 – 1828)
Karikatur: © BUBEC (*1938)
Unterschrift