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Jede Begegnung, die unsere Seele berührt,
hinterlässt eine Spur, die nie ganz verweht.
Lore Lillian Boden



Versuch, möglichst folgerichtig an Hand von Fakten darzustellen, warum und wie die Zeit – manchmal unbemerkt, nur über große Distanzen sichtbar – Christian Elsas zu einer Künstlerpersönlichkeit heranreifen ließ, die vom üblichen Schema abweicht.

Heinrich Elsas und Musikdirektor Alfred Melchers beim häuslichen Musikabend
Heinrich Elsas und Musikdirektor Alfred Melchers
beim häuslichen Musikabend
 Schon bald begleitete auch der junge Christian seinen Vater beim Geige spielen
Schon bald begleitete auch der junge Christian seinen
Vater beim Geige spielen
 Foto mit Halbbruder Willfried Elsas

… später spielte er dann auch vierhändig
mit seinem Halbbruder Willfried Elsas         


Christian Elsas saß schon als 3jähriger Junge am Klavier, das eine ungeheure Faszination auf ihn ausübte, die bis zum heutigen Tag ungebrochen anhält.
Ausgangpunkt dafür waren regelmäßige abendliche Musikabende, die sein Vater, der neben seinem Beruf als Pastor leidenschaftlicher Geiger war, zusammen mit Musikdirektor Alfred Melchers im Pfarrhaus in Remscheid durchführte. Melchers, der seinen Vater am Klavier begleitete, übte schon rein äußerlich auf das Kind eine enorme Faszination aus.
Erst mit 6 Jahren gestatten die Eltern ihrem Sohn den ersten regulären Klavierunterricht – sein erster Klavierlehrer wurde dann Musikdirektor Melchers -, da sie der Ansicht waren, dass es besser wäre, das Kind und später den heranwachsenden Jugendlichen möglichst natürlich aufwachsen zu lassen, anstatt ihn von frühester Jugend an, mit Scheuklappen versehen, auf den Beruf eines erfolgreichen Konzertpianisten zu trimmen.


Während im ersten Stock mehrere musikalische Schwestern von liberalstem
Gehör und stets verstimmtem Clavier Beethoven, Strauß, Offenbach und Chopin
bunt durcheinander schüttelten, blutete über ihnen ein junges Opfer
musikalischer Dressur stundenlang unter Tonleitern und Übungen.
Am frühesten begann die Sopran-Dame im dritten Stock ihr Tagewerk
mit italienischen Arien aus „Lucia“ und der „Nachtwandlerin“. Es schien
ihr Appetit zum Frühstück zu machen... Der Abend pflegte im
anstoßenden Hause durch vierhändiges Abschlachten altersschwacher
Ouvertüren gefeiert zu werden ... und niemals, gar niemals kam diesen
kunstsinnigen Gemütern der Gedanke, es könnten ihre musikalischen Orgien
wehrlose Leute in der Nachbarschaft belästigen.

 

(Eduard Hanslick (1825 – 1904), einflussreichster Musikkritiker Mitte und in der 2. Hälfte des 19. Jhds., über „Gemeine, schädliche und gemeinschädliche Klavierspielerei“, in: E. Hanslick, Aus neuer und neuester Zeit. Der Modernen Oper IX. Theil. Musikalische Kritiken und Schilderungen, Berlin 1900)


Diese Einstellung seines Elternhauses, in dem neben Musik, Literatur, bildender Kunst eine möglichst umfassende Allgemeinbildung einen sehr hohen Stellenwert einnahmen, ließ eine Persönlichkeits heranreifen, deren musikalische Aussage zwangsläufig anders aussehen musste als die eines nur auf den musikalischen Fokus hin Ausgebildeten.

Schon sehr früh lernte er das öffentliche Spiel vor Publikum, da nach dem Umzug der Familie nach Marburg der dortige Musiklehrer am humanistischen Gymnasium Philippinum, Heinrich Will, der gleichzeitig sein zweiter Klavierlehrer wurde, zusammen mit ihm bei jeder schulischen Feierlichkeit auftrat. Hoch anzurechnen ist diesem, dass er seinen geliebten Schüler aus seinen Fittichen entließ, weil er die Begabung des Jungen erkannte, die er meinte nicht genügend weiter fördern zu können und zur Aufnahmeprüfung an Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt/ Main schickte, wo Christian Elsas dann von 1965 – 1968 die Fächer Klavier und Tonsatz/ Gehörbildung studierte, ergänzt durch professionellen Privatunterricht in den Fächern Cello und Gesang/ Stimmbildung in Marburg. Parallel dazu besuchte er das Gymnasium Philippinum weiter, wo er seine schulische Ausbildung mit dem Abitur 1968 abschloss.

Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will.
Leonardo da Vinci (1452 – 1519)


Bereits 1965 betrat Elsas als Pianist dann auch die öffentliche Bühne, der er bis zum heutigen Tage ununterbrochen treu geblieben ist.

Dies hinderte ihn aber nicht daran, im hauseigenen Streichquartett, dem sein Vater als Primarius vorstand und seine zwei Brüder mitspielten, seine Erfahrungen als Cellist im Streichquartettspiel zu sammeln.

Dies kam ihm zugute, als er 1968 an die Musikhochschule Frankfurt/ Main wechselte, wo er in die Soloklasse Klavier von Prof. A. Leopolder aufgenommen wurde, zusätzlich aber noch bei Prof. A. Molzahn Cello und bei Prof. G. Weigmann Kammermusik studierte.
Es dauerte nicht lange, dass er zusammen mit dem Hochschulquartett als Pianist und Repräsentant der Musikhochschule Frankfurt/ Main ins In- und Ausland geschickt wurde.

Nach seinem Diplom 1972 an der Frankfurter Musikhochschule wechselte er in die Meisterklasse des international anerkannten Pädagogen Prof. Leygraf an der Musikhochschule in Hannover, wo er sein Konzertexamen ablegte.


Hauseigenes Streichquartett 
„hauseigenes“ Streichquartett
1. Geige: Vater Heinrich Elsas
2. Geige: Bruder Christoph Elsas
Bratsche: Bruder Gottfried Elsas
Cello: Christian Elsas
 

Die frühe Beschäftigung im häuslichen Bereich mit der Kammermusik, seines eigenen zusätzlichen Cellostudiums und die Erfahrungen, die er in vielen verschiedenen Formationen und dann auch gemeinsam mit dem Hochschulquartett während seiner Studienzeit machte, legten den Grundstein, dass Elsas bis zum heutigen Tag, neben seiner Arbeit als Solist, auch der Kammermusik große Aufmerksamkeit entgegenbringt. Da ihm schon von seinem Elternhaus her jeglicher Drill und Zwang zur Konformität fremd ist, verfolgt er unbeirrbar seinen Weg, abseits vom jeweiligen Trend mit seiner höchst eigenen, aufgrund der Vielschichtigkeit und alle Gebiete der Kunst und Literatur umfassenden Interpretation seine Zuhörer zu überraschen und zu überzeugen. Durch seinen unbedingten Willen zum dramaturgischen Konzept, das wie ein roter Faden durch ein poetisches Stück genauso wie durch ein dramatisches läuft, kann er eine durchgängig anhaltende Spannung erzeugen, die die Zuhörer in ihren Bann zieht und damit ein Markenzeichen seines Klavierspiels darstellt.
Daraus ergibt sich wie von selbst, dass er, um seine dramaturgischen Ziele zu erreichen, eine persönliche, von seinen hervorragenden Lehrern zwar befruchtete, aber ganz individuelle Klaviertechnik entwickelt hat, die aufgrund einer unglaublichen Vielzahl an Anschlagsvarianten den Flügelton in jeder Komposition immer wieder anders formen kann, manchmal sogar, als ob ein anderes Instrument benutzt würde.