Pressestimmen Besetzung (Holz) Bläserquintett / Klavier
Website ja oder nein?
Erzhure Kunst
Blinzelst vielen zu
Glauben viele
Sie könnten’s mal mit dir treiben
Hätten dich schon rumgekriegt
Du aber jagst sie hinaus
Aus deinem Hurentempel
Mit Hohngelächter
Die wenigen aber
Denen deinen Schoß du öffnest
Sie lässt du teuer
Bezahlen.
Rolf Märkl (*1931), Die holde Kunst, 1961
Website ja oder nein? Leben auf Wolke 7 ....??? – Auf der Suche nach dem Sinn.... Leben als Kunstwerk....? Will ich mich wirklich „öffentlich“ machen?
Als Jugendlicher und junger Mann war ich davon überzeugt, dass es absolut ausreichend sei, gut Klavier spielen zu können, um erfolgreich auf dem Musikmarkt bestehen zu können. Welch ein Irrtum! Dabei bedeutete das „gute Klavier spielen“ aber bereits seinerzeit für mich nicht, möglichst viele richtige Töne und metronomisch korrekt zu spielen.
Foto: Geoff Redcrow |
Es ging mir immer um das Ringen um den musikalischen Ausdruck, die reale Umsetzung auf dem Instrument dessen, was ich in meiner Imagination hatte. Es ging mir darum, dem nachzuspüren, was der Schöpfer des Werkes, der jeweilige Komponist, mit seinem Stück aussagen wollte und was er uns heute Lebenden damit sagen kann. Mein privates Umfeld unterstützte mich in dieser Überzeugung.
Nur langsam kam die Einsicht und Gewissheit, dass es nicht ausreicht, sich ausschließlich auf das Klavierspiel zu beschränken und auf der Bühne präsent zu sein, sondern sich auch den Marktmechanismen unterwerfen und sich „verkaufen“ muss.
Ich lebte und eigentlich lebe ich auch heute noch so, zurückgezogen, abseits der Gesellschaft, eingeigelt in meiner Musik, im Ringen um den musikalischen Ausdruck. Es geht mir weiterhin nicht nur darum, dass die Oktavensprünge schnell und richtig gelingen, vertrackte Rhythmusverschiebungen bewältigt werden können..., all das ist für mich nur Mittel zum Zweck. Meine Nachbarn hören mich bzw. mein Klavierspiel zwar, sehen mich aber höchst selten. Ich lebe in einem landschaftlich sehr schönen, alten, aber recht kleinen Kurort, dennoch wissen nur Wenige überhaupt von meiner Anwesenheit hier. Die Vergnügungen der meisten meiner Zeitgenossen sind nicht meine, wir haben kaum Berührungspunkte. Sie können mit mir nichts anfangen, höchstens als Kuriosum.
Foto: Geoff Redcrow |
Sie verstehen meine Welt nicht. Manche mögen eine Ahnung bekommen, wenn sie mein Haus betreten. Einige formulieren es sogar, dass es Ihnen vorkomme, als würden sie in eine andere Welt kommen, die sie zwar einerseits fasziniert, andererseits aber das Gefühl vermittelt, auf einer völlig unbekannten Insel zu sein, die nichts mit ihrem Lebenspfad zu tun hat. Aber sie könnten Alles über mich erfahren, wenn sie mit offenem Herzen im Konzert meine Musik hörten und würden auch nicht „fremdeln“.
Zufällig las ich, als ich über diesen Zeilen saß, ein Zitat von Friedrich Nietzsche (1844 – 1900), was mich sehr überraschte, da ich mich darin beschrieben fand:
Die guten Musiker sind alle Einsiedler und außer der Zeit.
Dabei gelte ich eigentlich als gern gesehener Gesellschafter, da ich ein seit frühester Jugend eingewurzeltes Interesse an meinem Gegenüber – gleich welcher Herkunft, Profession, welchen Bildungsstandes – habe, wobei mir auch von den Ängsten und Nöten ebenso wie von freudigen Ereignissen berichtet wird, die ich dann auch künstlerisch umsetze. So angenommen kann sich jeder in meiner Art Musik zu machen, wiederfinden.
Mein Leben ist mehr als voll mit meiner Kunst, die auch meine ganz persönlichen moralisch-ethischen Überzeugungen und meine Einstellung zum Leben, wie ich leben möchte und muss, bestimmt. Meine Kunst ist kein „Broterwerb“, sie ist Berufung, sie fordert den Menschen umfassend. Ein sehr erfolgreicher befreundeter Komponist sagte einmal nach einem Konzert zu mir: „... wie du da auf die Bühne kamst, habe ich gedacht: wie eine Erscheinung aus dem vorletzten Jahrhundert.“
Foto: Geoff Redcrow |
So habe ich mich auch nur zäh entschließen können mich dem allgemeinen www-Trend anzuschließen und mich damit „öffentlich“ zu machen. Meine Kunst ist intim, meine Kontakte direkt und in nicht wenigen Fällen persönlich. Die gefragte und erwartete über die Maßen positive Selbstdarstellung auf der jeweiligen persönlichen Website widerspricht zutiefst meinem Naturell, sie passt nicht in meine Lebenseinstellung und zu meiner Person und ich habe mich lange dagegen gewehrt.
Wo der Urgrund meiner Musik ist, auf der „Bühne“, entblöße ich mich: alles liegt in der Interpretation offen zu Tage für den, der es emotional zu erfassen vermag; sollte also eigentlich eine solche Präsentation überflüssig machen.
Wenn ich mich heute dennoch zu einer Website entschließe, dann nicht aus wirklicher Überzeugung, sondern weil die Zeit in der ich lebe, mich unabdingbar dazu zwingt. Die Entwicklung und die Erwartung der potentiellen Veranstalter, aber auch des potentiellen Publikums, fordern es.
Allerdings verbietet es sich mir in weiten Teilen einen Internetauftritt in der üblichen Form zu gestalten, eine wie die andere Website zu erstellen, wo letztlich wenig über Musik zu entdecken ist, sondern vielmehr nackte Fakten. Wie in meiner Musik möchte ich auch hier meinen eigenen Weg gehen und vielleicht sogar damit dem geneigten Leser noch etwas Neues, Interessantes, auch Unterhaltsames präsentieren.
Ich habe in meiner langjährigen künstlerischen Laufbahn natürlich mehr als ausreichend Material gesammelt, um eine der „üblichen“ Websites auszufüllen, aber wenn ich mich heute daran setze, will ich mich diesen allgemeinen Trend nicht anschließen, sondern auch hier, wie in meiner Musikauffassung und sehr persönlichen Interpretation verdeutlichen, dass ich eben „anders“ bin.
Foto: Geoff Redcrow |
Dabei ist „anders“ vielleicht noch nicht einmal das richtige Wort. Meine „Zerstreuungen“ sind vielleicht „anders“. Für mich ist mein Beruf – vorausgesetzt, ich kann ihn in Ruhe ausüben - nicht „Arbeit“, sondern füllt mich aus, macht mein Leben aus; deshalb brauche ich nichts anderes.
Die Chefredakteurin einer großen Kulturzeitung sagte seinerzeit einmal, als ihr die Vitae von Künstlern übermittelt wurden, ‚’ach so, ja, wie immer, einer wie der andere... geboren..., Ausbildung..., bei...., dann und dann, den und den Wettbewerb gewonnen...., mit den und den großen Orchestern und Dirigenten gespielt...., in den und den großen Hallen..., bei den und den Festivals aufgetreten...., Konzerttourneen in die und die Länder unternommen...’ usw.
All diese objektivierbaren Aussagen sagen jedoch nichts über Kunst aus, nichts darüber, wie es klingt, wenn Derjenige spielt. Spürt er dem Klang jeden Tones nach? Hat er eine feinfühlige sensible Anschlagskultur? Vermag er, Strukturen deutlich zu machen? „Übersetzt“ er stilsicher und mit großer Ernsthaftigkeit die dem Kunstwerk immanente „Botschaft“ in die Jetztzeit, ohne der Komposition bzw. dessen Schöpfer damit Gewalt anzutun? Besitzt er ein weites Spektrum seelischer Empfindungen, die er dem Publikum sensibel vermitteln kann? Vermag er es, den Zuhörer zu fesseln, ihn für die Dauer des Konzertes in eine andere Welt zu leiten, die Gegenwart zu vergessen? Tritt er bewundernd hinter die Komposition zurück oder inszeniert er sich selber? Vor allem aber: berührt er mit seinem Spiel den Zuhörer in seinem Innersten? Hat er ihm etwas mitzuteilen? Kann er ihm für seinen Alltag etwas mitgeben? Oder, wie Pablo Picasso (1881 – 1973) formulierte:
Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.
Aber sicherlich nicht nur das, sie kann viel, viel mehr. Es ist das grundsätzliche Problem der Kunst, dass es im Prinzip keine Objektivierbarkeit gibt.
Foto: Geoff Redcrow |
Wie regten sich etwa seinerzeit die Zeitgenossen über die ersten Impressionisten in der Malerei auf! Was würden heutige Kritiker wohl darüber äußern, wenn Sie eine Beethovensonate in „der Mode“, der gefragten und erwarteten Aufführungspraxis, der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hören würden? Zu ihrer Zeit berühmte Virtuosen, erfolgreich schaffende Künstler mit einem in jeder Beziehung hohen „Marktwert“ sind mitunter heutzutage nur mehr Kennern ein Begriff, während andere, die zu ihren Lebzeiten ein Schattendasein führten, die Geschichte überdauerten. Wobei letzteres aber vor allem die schaffenden Künstler betrifft, die ausführenden verschwinden erstaunlich schnell aus dem kollektiven Gedächtnis.
Es dürfte mittlerweile niemanden mehr überraschen, dass die „Berühmtheit“ eines Künstlers nicht allein von seinem Talent und seinem Fleiß abhängt. Er muss auch das Glück haben, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, den richtigen Menschen zu begegnen und genau zu diesem Zeitpunkt auch noch den Nerv der Zeit treffen oder die derzeitige Interessenlage seines möglichen Förderers. Nicht nur in den Vitae der gegenwärtig lebenden Künstler lässt sich dies nachvollziehen. Zufälle spielen eine erstaunlich große Rolle. Schaut man in die Musikgeschichte zurück, gibt es dutzende Beispiele dafür. Einem sehr berühmten spüre ich übrigens in einem meiner literarisch-musikalischen Projekte nach.
Foto: Geoff Redcrow |
Ich habe mir bei diesem Internetauftritt viel Mühe gemacht, nicht nur Musik, Literatur, Malerei miteinander zu verbinden, Informatives und Nachdenkenswertes zusammenzutragen, sondern auch den Humor nicht zu kurz kommen zu lassen, und vor allem diesen Seiten tatsächlich einen Sinn zu geben, der für mich darin besteht, meine Besonderheiten, Markenzeichen, Alleinstellungsmerkmale aufzuzeigen. Dem kann ich im Nachhinein durchaus etwas Positives abgewinnen, denn verbunden mit der schriftlichen Niederlegung wurde auch eine Bewusstwerdung erzwungen, mir selbst über das, was mein Lebensziel ist und wohl auch schon immer war, Rechenschaft abzulegen. Dass sich dieses Ziel im Laufe der Jahrzehnte immer mehr herauskristallisiert hat, beglückt mich und ich bin meinem Publikum und der Presse dankbar, dass dieses immer häufiger nicht nur registriert, sondern zunehmend positiv gesehen wird.
Ich möchte gerne, falls es meine Kräfte zulassen, noch lange unbeirrt meinen Weg weitergehen, was mich zwar an Jahren älter macht, aber im Geist immer jünger.
Wenn du ein Schiff bauen willst,
so trommle nicht Männer zusammen,
um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten,
Aufgaben zu vergeben
und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer
die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944), aus: Die Stadt in der Wüste 1951 / original posthum unvollendet: La Citadelle, 1948)
J.M. Turner (1775 – 1851), Off Margate, Entstehungsjahr unbekannt |
Wenn Sie, lieber Besucher dieser Seiten, sich darauf einließen, mir ein Stück zu folgen und Sie vielleicht neugierig würden, vor einem Konzert den Künstler sowie den Menschen hinter dem Künstler zu entdecken und von diesem Menschen ein Konzert zu hören, würde mich das freuen. Dann hätte diese Website sogar einen Sinn.
Und vielleicht macht Ihnen diese Website ja sogar an der einen oder anderen Stelle Spaß, so wie auch die sogenannte „E-Musik“ nicht nur „E“ sein, sondern auch einfach Spaß machen kann.
Klavierrecitals und Kammermusik - Allgemeine Bemerkungen
Ich betrachte die Musik nicht nur als eine Kunst, das Ohr zu ergötzen,
sondern als eines der größten Mittel,
das Herz zu bewegen und Empfindungen zu erregen.
Christoph Willibald von Gluck (1714 – 1787)
Recitals stellen für jeden Künstler, unabhängig davon, welchem Instrument er verpflichtet ist, das perfekte Genre dar, seine Vorstellungen von Musik vorzustellen und zu verwirklichen und dem - nach seinem Dafürhalten – unbedingt zu berücksichtigen Willen des Komponisten Ausdruck zu verleihen.
Hier muss er sich nicht auseinandersetzen mit ggf. anderen, abweichenden Vorstellungen seiner Kammermusikpartner – in welcher Besetzung auch immer – oder eines Dirigenten. Er ist einzig sich selber und dem Komponisten verpflichtet.
Dass die Ansichten bei der Interpretation und Gestaltung eines Werkes immer und in allen Punkten bei verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten übereinstimmen, kann niemand ernsthaft erwarten. Wäre es so, würde es auch für die Zuhörer bald recht langweilig werden, denn es wäre dann ja absolut austauschbar, wer ein Werk spielt. Es würde bedeuten, dass nicht nur die objektivierbaren Dinge, wie Takt und Metronomzahl, sondern Musik als solche objektivierbar ist. Dann wäre aber der Künstler auch kein Künstler mehr, sondern ein Mechaniker.
Wenngleich: zwar selten, aber manchmal ist es in glückhaften Momenten durchaus möglich, dass sowohl Dirigent wie Solist oder alle Partner in einer Kammermusikformation dieselben Vorstellungen besitzen oder der eine Partner die musikalische Vorlage des anderen aufgreift und in seiner höchst eigenen Sprache antwortet, was sogar zu einem besonders spannenden Hörerlebnis führen kann, da der Konzertbesucher hautnah die impulsive und lebendige Kommunikation der Künstler miterlebt und –fühlt.
Gut, dass man nicht bei jedem Konzert vor solche,
schier unlösbaren Probleme gestellt wird. Karikatur: Frank Bubenheim
|
Dennoch bleibt, dass sich die Persönlichkeit des ausführenden Künstlers, seine Vorstellung von Musik, so, wie er das Werk zum Leben erweckt, es von seiner Entstehung zu den Menschen der Jetztzeit transportiert, am prägnantesten im Recital zeigt. Hier ist er nur sich selbst, seiner Ernsthaftigkeit und dem Werk verpflichtet.
Dabei haben von den ausführenden Musikern einzig die Organisten und die Pianisten von Konzert zu Konzert noch mit einem zusätzlichen Problem zu kämpfen: den jeweils unterschiedlichen, anders klingenden, anders reagierenden Instrumenten - selbst desselben Herstellers.
Arthur Rubinstein bemerkte zwar einmal, dass ein anständiger Pianist mit jedem Instrument zurechtkommen müsse, aber das ist wirklich manchmal nicht so einfach. Michelangeli beispielsweise reiste grundsätzlich nur mit seinem eigenen Flügel. Geschichten von berühmten Pianisten und dem jeweils zu spielenden Konzertinstrument füllen Bände.
P.S. Humorig traurige Nebenbemerkung: Dies alles gilt natürlich nur, wenn der betreffende Musiker eine ausgeprägte Persönlichkeitsstruktur hat mit fest umrissenen musikalischen Vorstellungen. – Wenn er sich dem allgemeinen Trend der stromlinienförmigen Interpretation anschließt, entstehen derartige Divergenzen nicht, man befindet sich auf derselben Wellenlänge. Da man immer seltener von Kollisionen ausgeprägter Künstlernaturen hört, kann man leider davon ausgehen, dass diese Spezies, vorsichtig ausgedrückt, offensichtlich eine rückläufige Tendenz hat, oder, um mit Antoine de Saint-Exupéry zu sprechen „von baldigem Entschwinden bedroht“ ist. Doch soll man die Hoffnung auf eine Trendwende nicht aufgeben, zumal einige wenige Künstlerpersönlichkeiten bereits jetzt einen festen Platz im Konzertleben einnehmen und Christian Elsas, durch diese ermutigt, auch weiterhin versuchen will, in seiner ureigenen Art diese Trendwende mitzutragen.
Shortcut
Sie suchen:einen Künstler mit „...leicht valentinesker,schlaksigschnauzbärtiger Erscheinung, verschmitzter Musizierlaune und sanft skurrilem Auftreten...“ (Fränkische Nachrichten)
|
das kann ich bieten:so zumindest werde ich von einem Rezensenten beschrieben |
|
mainstream: | Fehlanzeige | Foto: Geoff Redcrow |
young artist: | Fehlanzeige | |
alten Hasen: | Treffer – ja, aber mit jungem, lebendigem Geist und ständiger Weiterentwicklung der technischen und klanglichen Möglichkeiten | |
Bühnenpräsenz: | ja | |
Ausstrahlung: | ja | |
theatralische Gestik: | nein | |
show-man: | jein, nur soweit es zur Komposition passt | |
leidenschaftlichen Körpereinsatz: | nein | |
leidenschaftliches Spiel: | ja, von der ersten bis zur letzten Note | |
Foto: Geoff Redcrow | Raubkatze auf schwarz weiß: | nein – Feind von geistlosem Tastendonner |
akademisches Spiel: | Fehlanzeige | |
Humor: | ja | |
Witz: | ja | |
Charme: | ja | |
Eitelkeit: | nein | |
Natürlichkeit: | bevorzugt | |
Ernsthaftigkeit: | ja - bei der Interpretation am Klavier | |
Lockerheit: | ja - bei der Moderation | |
Freude und Spaß beim Zuhören: | Treffer | |
belehrende Erläuterungen: | Fehlanzeige | |
schlüssige Dramaturgie: | Treffer | |
Klangtechnik: | bis ins Letzte ausgefeilt | Foto: Geoff Redcrow |
lebendiges Klavier: | ja – es singt, lacht, weint, schluchzt; es zeigt majestätische Größe und Meditation; es erzählt Geschichten |
|
Bildhaftigkeit: | ja | |
Sinnlichkeit: | ja | |
reine Spielmusik: | nein | |
Rock, Pop: | nein – nicht mein Metier | |
konventionelle Programme: | nur mit festem dramaturgischen Konzept - keine „best of“... | |
ungewöhnliche Programme: | Treffer | |
innovative Programmgestaltung: | ja | |
Kammermusik: | ja – aber nur mit zu mir passenden hochkarätigen Partnern | |
Wort und Musik: | sehr viele Varianten – aber ausschließlich mit ausgeklügeltem, bis ins Feinste abgestimmtem Wechsel zwischen Sprache und Klang | |
Foto: Geoff Redcrow | Uraufführungen: | gerne – wenn Komponist und Pianist persönlich und interpretatorisch harmonieren |
Fachidiot: | keine Treffer vorhanden | |
Interesse an: | ||
- Literatur: | ja | |
- bildender Kunst: | ja | |
- Architektur: | ja | |
- Theater: | ja | |
- Oper: | nur an dramaturgisch schlüssigen Produktionen | |
- Sport: | nein | |
- Kabarett: | nur an absolut hochwertigem | |
- Natur- und Umweltschutz: | ja | |
- Tierschutz: | ja | |
- Politik: | ja – aber themenbezogen, überparteilich | |
- sozialem Engagement: | sehr gerne – wenn die Rahmenbedingungen stimmen | |
Neugierig geworden? | Dann schauen Sie sich die ausführliche Homepage von Christian Elsas in aller Ruhe an. Es lohnt sich .... vielleicht??? | |
Warnung: | große Materialsammlung | |
Vorteil: | keine einseitige Sicht mit Schlagworten | |
Nachteil: | zeitaufwendig | |
1. Möglichkeit: | selbst beim schnellen Überfliegen schält sich der Kern der Person heraus | |
2. Möglichkeit: | portionsweise leichter verdaulich | |
3. Möglichkeit: | einfach buchen und sich von Christian Elsas überzeugen lassen | |
Fotos: Geoff Redcrow |
Die besondere Note – Gesprächskonzert nonchalant
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900)
Zeichnung: Jarmila Dvořáčkova |
Bereits als junger Mann wollte Christian Elsas immer der Musik genügen, aber ihr eigentlicher Inhalt war ihm eher unbewusst präsent, was bei einem jungen Künstler durchaus Charme haben kann. Er „erfühlte“ die Musik der einzelnen Komponisten in den unterschiedlichen Epochen auf der Basis einer umfangreichen und soliden Kenntnis von Musik und deren Interpretationen, gab sich aber noch keine explizite, verbalisierbare Rechenschaft über seine Emotionen ab.
Im Verlauf seiner künstlerischen Tätigkeit machte er die Erfahrung, dass er zum einen damit nicht allein war – die wenigsten Konzertgänger geben sich Rechenschaft über den Inhalt des Gehörten ab - und es zum anderen dem musikalisch weniger Gebildeten nicht selten sehr schwer fällt, ohne die eine oder andere Hilfestellung „Klassik“ zu verstehen, zu genießen, zu empfinden. Er musste die kuriosesten Erfahrungen von Missverständnissen machen, nicht weil der Musiker falsch, missverständlich oder zweideutig interpretiert hätte, sondern aus einem Nicht-Verstehen-Können heraus, einer Hilflosigkeit Dessen, der sich alleingelassen in einem völlig unbekannten Raum wiederfindet. Nicht zuletzt angeregt und motiviert durch gezielte Fragen, die im persönlichen Umfeld gestellt wurden, erwuchs die Idee, Hilfestellungen zu geben, um alle an seiner Liebe zur Musik teilnehmen lassen zu können und vielleicht sogar auch regelmäßigen Konzertgängern noch unbekannte Perspektiven zu eröffnen.
Foto: Volker Schmidt |
Die Idee der „Gesprächskonzerte“ war für ihn geboren, Konzerte, wo er Teile von dem, was er macht, wie er es macht und warum er es so und nicht anders macht, in Worte fassen wollte; zugleich auch für ihn selber eine neue Erfahrung, die man vielleicht als eine weitere Stufe der Bewusstwerdung des Inhaltes der Musik bezeichnen könnte.
So wurden dann die „Gesprächskonzerte“ als Besonderheit der Recitals von Christian Elsas im deutschsprachigen Raum – vom Ansatz her seinem Naturell entsprechend durch die persönliche Hinwendung zu allen Menschen gleich welchen Bildungsstandes entstanden - schon nach kurzer Zeit von den Veranstaltern so begeistert angenommen, dass er als Nebeneffekt sich sogar dadurch noch erfolgreich gegenüber Mitbewerbern profilieren konnte. Nunmehr seit mittlerweile fast drei Jahrzehnten gestaltet er auf Wunsch seine Klavierabende in dieser Form, sie sind zu einer „Spezialität“ von ihm geworden, worauf nicht selten auch in den Rezensionen Bezug genommen wird.
Es gibt viele Künstler, die Abende mit Moderation anbieten. Doch auch hier ist es ähnlich wie bei dem Pianisten Christian Elsas, der sich durch seinen Personalstil unverwechselbar von anderen Pianisten absetzt. Der Moderator Elsas bringt bei seiner Gesprächskonzertform kein lexikalisches Wissen, was sich der Zuhörer getrost vor- oder nachher selber aneignen kann. Auch das Vorlesen aus Tagebüchern oder Erläuterungen zum musikalischen Aufbau des Werkes kann nur in den seltensten Fällen an die nachfolgend gespielte Komposition heranführen. Beides hat zweifelsohne seine Daseinsberechtigung, es gehört in das Gebiet der Musikwissenschaftler und Historiker, die hier wichtige Arbeit leisten.
Foto: Christine Longère |
Der Zuhörer, der ein Konzert besucht, möchte sich nicht plötzlich und unwillentlich auf einmal in einem musikwissenschaftlichen oder historischen Vortrag befinden, so interessant diese Gebiete auch sind. Er ist gekommen, um Musik zu hören. Das gesprochene Wort wird dann nicht als störend empfunden, wenn es direkt emotional die Türen zum Verständnis der nachfolgenden Musik öffnet. Genau dies ist das Prinzip der Moderation von Christian Elsas, die er absichtlich in lockerem Gesprächston hält, um auch nur den Anschein einer Belehrung zu vermeiden. Er öffnet sein Herz und sein Gefühlsleben und erzählt, was er selbst, oft nach jahrelangem, manchmal jahrzehntelangem Ringen, beim Spielen fühlt und empfindet und fordert die Zuhörer charmant auf, doch gemeinsam mit ihm diesen ganz persönlichen Weg zu gehen.
Er bringt seine ganz eigenen Ideen und Gedanken zu dem jeweiligen Werk, wobei es ihm von besonderer Wichtigkeit ist, dass das Gesagte auch beim Hören der Musik unmittelbar nachvollzogen werden kann; es muss hörbar, wiedererkennbar sein. Die Worte machen das Ohr aufmerksam für die nachfolgend gespielte Musik, ermöglichen die Entdeckung neuer Kleinode.
Dabei ist sein explizites Anliegen, dem seltenen Konzertgänger, dem musikalisch Begeisterten, aber Unkenntnisreichen, dem Laien ebenso wie dem Grenzgänger oder nur Neugierigen einen einfachen und direkten Zugang zu den Kompositionen zu ermöglichen, ohne ihn zu überfordern und zugleich den regelmäßigen Konzertgänger und Sachkundigen nicht zu unterfordern, sodass auch für den musikalisch Versierten in gleicher Weise ein spannungsreiches und neues Erleben der Musik ermöglicht, er mit einer neuen Sicht überrascht wird. Für den musikalischen Kenner tritt als weitere reizvolle Komponente hinzu, zu hören, welche Assoziationen und Gedanken der Ausführende zu dem jeweiligen Werk hat.
Gerade dieser Spagat, der auf den ersten Blick unüberwindlich erscheint, reizt Christian Elsas, spornt ihn an, beiden Seiten gerecht zu werden. Ja, noch mehr als das, er setzt kleine Orientierungsgipfel, die der Zuhörer leicht beim Spiel wiedererkennt. Dadurch erhöht er nicht nur die Konzentration beim Zuhörer, sondern spannt ein unsichtbares Band zwischen sich und seinem Publikum, führt es völlig zwanglos und elegant zu dem, was seiner Ansicht nach der Komponist mit seinen schwarzen Notenköpfen aussagen will. Dessen Mission – die ja der eigentliche Anlass und das Bedürfnis des Autors ist, weshalb er zur Feder greift – dem Zuhörer mit Wort und Spiel möglichst leicht nachvollziehbar nahezubringen, ist das Grundanliegen von Christian Elsas. Wenn seine Zuhörerschaft ihm gerne folgt und den eingeschlagenen Weg nicht nur mit Interesse, sondern freudig und mit Spaß mitgeht, ist sein Ziel erreicht. Bislang wurde diese ganz spezielle Form der Präsentation durchwegs sehr gerne und positiv vom Publikum aufgenommen. Die in Töne gefasste Aussage des Komponisten ist bei ihm angekommen.
Foto: Volker Schmidt |
Zugleich ergibt sich durch den beständigen Wechsel von „Geschichten Erzählendem“ und „Geschichten Spielendem“ ein großer Abwechslungsreichtum am Konzertabend, der die Konzentration der Zuhörer bis zum letzten Ton aufrechtzuerhalten vermag.
Als ganz besonders hilfreich und wirkungsvoll erwiesen sich seine Moderationen bei kompletten Abenden mit zeitgenössischer Musik oder zeitgenössischen Kompositionen innerhalb konventioneller Programme. Die so häufig bestehende Zurückhaltung des Publikums diesen Werken gegenüber konnte dadurch einer nicht selten begeisterten Aufnahme weichen.
Nicht zuletzt ist es Christian Elsas zum einen ein besonderes Anliegen, eine menschliche Brücke zu schlagen zwischen Interpret und interessiertem Zuhörer und zum anderen durch die leicht verständlichen, frei und umgangssprachlich vorgetragenen Erläuterungen einen einfach aufzunehmenden und während des Spiels dann gut zu verfolgenden roten Faden zu spinnen, um damit dem Konzertabend eine besondere, unverwechselbare Note und eigene Prägung zu geben. So gelingt es ihm eine persönliche Atmosphäre aufzubauen, die die so häufig bestehende Distanz zwischen Bühne und Auditorium überwindet. Diese Art der Gesprächskonzerte eignen sich natürlich nicht so sehr für große Säle, sie entwickeln vielmehr ihren ganz besonderen Charme in intimerem Rahmen.
Foto: Volker Schmidt |
(Nürnberger Zeitung)
Foto: Volker Schmidt |
Nicht verschwiegen werden soll die Tatsache, dass Kritiker mitunter die moderierten Konzerte vehement ablehnen mit der Begründung, dass sie zum einen die Zuhörer in eine bestimmte Hörerwartung manipulierten und zum anderen die Musik aus sich selber heraus wirkend verstanden werden müsse.
Letzteres Argument hat sicherlich seine Berechtigung, aber auch mit den schönsten und ausführlichsten Worten werden nie die Tiefe der Musik und alles das, was mitschwingt, erreicht werden und diese entscheidende Ebene wird durch die Moderation nicht verstellt, im Gegenteil, es kann eine Tür zu ihr geöffnet werden. Die Einführungen ermöglichen vielen Menschen überhaupt erst den Zugang zu diesen tieferen Schichten, die sich dann auch nicht mehr verbalisieren lassen.
Erstere Anmerkung ist irrelevant, da niemand gezwungen ist, dem verbalisierten Weg Christian Elsas’ zu folgen; er kann seine Phantasie und seine Emotionen auch in andere Richtungen gehen lassen. Explizit wird auch stets vom Pianisten darauf hingewiesen, dass man seinen Erläuterungen nicht folgen muss, sondern auch ganz andere Empfindungen bei der Komposition haben kann. Allerdings ist es natürlich so, dass Christian Elsas mit seiner zwingenden musikalischen Interpretationsart – anders als bei der im Trend liegenden unverbindlichen Präsentation, wo es relativ beliebig ist, in welche Richtung die Rezeption geht – unwillkürlich die Zuhörer in seine Gefühls- und Phantasiewelt lockt. Dennoch lassen Christian Elsas’ Einführungen viele Wege offen. Er maßt sich nicht an, eine allgemeingültige, alle Zeiten überdauernde Interpretation sowohl verbal, wie musikalisch, zu liefern, zumal so etwas schlichtweg nicht existiert; sie verändert sich schon im Verlauf der Lebenszeit.
Foto: Gottfried Heinrich |
Eine solche Maxime fordert von Christian Elsas alles, sie bedeutet aber in dieser ungewöhnlichen Art auch ein Alleinstellungsmerkmal, was zum Markenzeichen für seine ganz spezielle, persönliche Gesprächskonzertform nun schon seit mehreren Jahrzehnten geworden ist.
Wenn man Elsas sieht, hat man ein wenig das bekannte Klischee vom zerstreuten Professor vor Augen. Kaum zu bändigendes, krauses Haar von nicht unbeträchtlicher Länge und ein Schnauzer, der einen eher mürrischen Gesichtsausdruck produziert. Dazu ein Auftreten, das wohl am ehesten mit schüchtern zu beschreiben ist. Dieses Bild ändert sich schlagartig, wenn Elsas von der Klaviatur Besitz ergreift. Nichts mehr von schüchtern, schon gar nicht mürrisch. Klangvolle Musik erfüllt den Raum, hervorgerufen von ausgereifter Technik, zusammen mit
Foto: Gottfried Heinrich |
Ein Leben auf schwarzen und weißen Tasten - Vita
In der Tat vermag allein die Musik aus sichdas Unwahrscheinlichste sichtbar und lebendig zu machen,die wahre Traumwelt,die in der geheimnisvollen Poesie der Nächte verborgen lebt,im tausendfältigen unnennbaren Wispern und Raunen der Blätter,über die zärtlich das Mondlicht gleitet.Claude Debussy (1862 – 1918)
Christian Elsas, geboren in Remscheid, seit seinem 10. Lebensjahr aufgewachsen in Marburg/ Lahn, erhielt seinen ersten professionellen Klavierunterricht im Alter von 6 Jahren. Noch während seiner Schulzeit am humanistischen Gymnasium in Marburg begann er sein Studium am traditionsreichen Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt/ Main in den Fächern Klavier, Tonsatz und Gehörbildung. Nach dem Abitur wechselte er an die Musikhochschule Frankfurt/ Main, wo er 1972 seine künstlerische Reifeprüfung (Diplom) ablegte. Hier war sein „Ziehvater“ Prof. August Leopolder, der spätere Ehrensenator der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, der während seiner Lehrtätigkeit eine Vielzahl herausragender und renommierter Künstlerpersönlichkeiten ausbildete, die sich im Verlauf der Zeit ihren Platz auf dem Podium und/ oder an einer Hochschule sichern konnten.
Nach seinem Diplom „mit Auszeichnung“ wurde er in Hannover in die Meisterklasse von Prof. Hans Leygraf, der Professuren in Stockholm, Berlin, Hannover und Salzburg innehatte, aufgenommen, wo er 1977 mit dem Konzertexamen sein umfangreiches Gesamtstudium abschloss. Auch zahlreiche Leygraf-Schüler konnten bis zum heutigen Tag ihren Platz im Musikleben erringen und dauerhaft sichern.
Daneben gehörten zu Elsas’ Lehrern so bekannte Musikpädagogen wie N. Magaloff (Genf), S. Neuhaus (Moskau, Wien) und G. Agosti (Rom, Sienna).
Während seiner Studienzeit war Elsas Stipendiat mehrerer Stiftungen und Gewinner von Wettbewerben.
Foto: Geoff Redcrow |
Er gehört zu den wenigen Pianisten, deren Spiel nicht nur durch äußere Virtuosität, sondern auch durch auffallend feinnervige Klangkultur und Sensibilität sowie Tiefe des Empfindens überzeugt. Abseits vom Trend einer stromlinienförmigen Interpretation ist die menschliche Wärme kennzeichnend für seine Musikauffassung, mit der er an die Tradition der alten Pianistengeneration anknüpft.
„Mich deucht, die Musik müsse vornehmlich das Herz
rühren, und dahin bringt es ein Klavierspieler nie durch
bloßes Poltern, Trommeln und Arpeggieren...“
Carl Philipp Emanuel Bach (1714 – 1788)
Seine bis ins Feinste ausgefeilte Klangtechnik, sein Sinn für Rhetorik, die den Flügel sprechen und singen lässt sowie seine geistige Durchdringung der jeweiligen Komposition werden von den Rezensenten besonders hervorgehoben.
Elsas begann bereits während seiner Schulzeit mit dem öffentlichen Konzertieren und ist bis zum heutigen Tag ununterbrochen auf dem Podium präsent, wobei er fast alle europäischen Länder einschließlich des ehemaligen Ostblocks bereiste. Konzertmitschnitte, Studioaufnahmen sowie Fernsehaufzeichnungen begleiteten seinen künstlerischen Weg.
Direkt nach der Studienzeit wurden ihm von den Musikhochschulen in Mainz und Frankfurt/ Main Lehraufträge angeboten. Viele Jahre lehrte er an beiden Hochschulen gleichzeitig, jahrzehntelang dann - neben seiner Konzerttätigkeit - an der Frankfurter Musikhochschule in der künstlerischen Ausbildung. Für seine Verdienste in der Lehre und als konzertierender Pianist wurde ihm Ende der 1980er Jahre als seinerzeit einzigem Pianisten in der BRD im Bereich Klavier solo vom Land Hessen der Professorentitel verliehen.
Im Laufe der Jahre nahm Elsas neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch eine Reihe ehrenamtlicher Aufgaben wahr, wie etwa die künstlerische Leitung eines Festivals, die Mitgliedschaft im künstlerischen Beirat eines großen Konzertvereins, den 1. Vorsitz im Frankfurter Tonkünstlerbund, Jurorentätigkeiten bei Wettbewerben, gab diese dann allerdings zum Bedauern der jeweiligen Institution wieder auf, da seine sich immer mehr ausweitende Konzerttätigkeit dieses zeitlich nicht mehr zuließ.
Neben seinen Soloauftritten widmet Elsas sich auch – anknüpfend an eine zusätzliche Kammermusikausbildung an der Frankfurter Musikhochschule bei Prof. Günther Weigmann und ein Cellostudium bei Prof. Alexander Molzahn – der Kammermusik. Hilfreich waren ihm dabei seine vielfachen Erfahrungen, die er während der Studienzeit sammelte, wo er neben den verschiedenen kammermusikalischen Formationen ein überaus begehrter Partner für eine höchst sensible Begleitung verlangende Sänger aber auch für diverse Einzelinstrumentalisten war. Längere Zeit bestand damals etwa mit Maria Kliegel eine Duo-Partnerschaft, die bereits von Jugend musiziert mit dem ersten Preis belohnt wurde.
Seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre richtete Elsas kammermusikalisch sein Augenmerk vor allem auf die großformatige Besetzung Klavierquintett/ - sextett, wo er mit renommiertesten Streichquartetten und Bläserquintetten zusammenarbeiteten konnte.
Seine Partner waren hier über lange Zeit hinweg – teilweise über ein Jahrzehnt – das alte renommierte Shostakovich‚Quartett (Moskau), neben dem alten Borodin Quartett das angesehendste russische Streichquartett, das Silesian String Quartet (Kattowitz), das musikalische „Aushängeschild“ Schlesiens, das Stamitz Quartett (Prag), das Wilanów Quartett (Warschau), die Solobläser der Polnischen Nationalphilharmonie (Warschau), das Istropolis Quintett (Bratislava), das Bläserquintett Academia Prag, das Gewandhaus Bläserquintett (Leipzig), um nur einige zu nennen. Zurzeit verbindet ihn eine enge musikalische Partnerschaft mit den Solobläsern der Staatskapelle Dresden.
In den großformatigen Besetzungen bilden die Verschmelzung von Klavier- und Ensembleklang einerseits und die Führungsrolle bei Solopartien andererseits sowohl in den Besetzungen gemeinsam mit Streichern, als auch gemeinsam mit Bläsern wirkungsvolle Gegenpole, die Elsas‘ Kammermusikspiel neben einer bis ins Detail ausgeloteten dynamischen Differenzierung eine besondere Note und charakteristische Prägung geben.
Foto: Geoff Redcrow |
Im Laufe der Jahre wuchs der Wunsch, neben den großformatigen auch die z.T. ganz andere künstlerische Fragestellungen aufwerfenden kleineren Besetzungen Duo, Klaviertrio, Klavierquartett wieder ins Repertoire aufzunehmen. Dies beflügelte ihn, im Jahre 2003 das ensemble encore zu gründen, das bereits ein Jahr später, im Jubiläumsjahr Antonín Dvořáks, einen festen Platz im Konzertleben erringen konnte, nicht zuletzt deshalb, weil es, der Gründungsidee folgend, die wechselnden Besetzungen favorisiert, um die Farbigkeit und Spannung am Konzertabend zu erhöhen. Zur Zeit ruht aus organisatorischen Gründen die Aktivität.
Elsas ausgedehntes Repertoire reicht von Bach , mit dessen Musik er ganz selbstverständlich aufwuchs und dessen Werke ihn bis heute begeistern, über die Klassik und Romantik bis hin zur Moderne; zahlreiche Werke wurden für ihn komponiert oder sind ihm gewidmet.
Dabei sind ihm eine Vielzahl von Komponisten persönlich bekannt, besonders verbunden ist bzw. war er - neben dem Dänen Sven Erik Werner - einigen tschechischen, vom Regime ungeliebten, Komponisten, deren Werken er dadurch, dass er sie immer wieder auf seine Konzertprogramme setzte, zu kommunistischer Zeit im westlichen Ausland zu größerer Bekanntheit verhalf.
Daneben wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei den Soloklavierabenden die moderierten Konzerte zu einem Markenzeichen von Christian Elsas.
Die Verbindung von Personalstil mit Texttreue, formalem Gestaltungswillen mit Gespür für klangliche Valeurs machen die Eigenart seines Spiels aus, das die Virtuosität ganz in den Dienst der jeweiligen Komposition stellt. Diese Einstellung zur Musik manifestiert sich auch in seiner Ruhe ausstrahlenden Körperhaltung, die auf jegliche Äußerlichkeiten und Manierismen verzichtet und so den Blick ausschließlich auf die Komposition richtet, das Ohr für die glaubwürdige Ernsthaftigkeit der Interpretation schärft.
Und doch ergründet er die Tiefen des Notentextes, deutet mit Hingabe aus, wie er das Ansinnen
des Komponisten verstanden hat. (Trierer Volksfreund)
wenn Christian Elsas am Flügel sitzt, ohne Notenblatt mit geschlossenen Lidern, seine schlanken Finger über
die Tasten gleiten lässt und nur ab und zu im Rhythmus der Klänge seine Augenbrauen hebt und senkt,
dann scheint er fast eine Kunstfigur zu sein. So sehr erfüllt er das Klischee des entrückten, vielleicht etwas
weltfremden Musikers. Doch es ist eben ein Klischee und vor allem nur optischer Natur. (Der Patriot, Lippstadt)
Angeregt durch den seinerzeitigen künstlerischen Leiter des Nordhessischen Kultursommers und begünstigt durch einen glücklichen Zufall, der ihm mit dem Schriftsteller Karlhans Frank einen kongenialen Partner für literarisch-musikalische Projekte in die Arme spielte, widmete Elsas sich seit Beginn der 1990er Jahre mit großem Interesse auch diesen Genregrenzen überschreitenden Veranstaltungen.
Foto: Gottfried Heinrich |
Bereits das erste Projekt gemeinsam mit Frank unter dem Thema „Schöpfung – Natur - Umwelt“ war eine sich gegenseitig befruchtende Symbiose der beiden Gattungen. Durch den frühen Tod Franks, mit dem Elsas schon bald freundschaftlich verbunden war, kamen diese Projekte für eine längere Zeit zum Erliegen, reizten ihn aber weiterhin sehr.
So hat er seit einigen Jahren diese sehr interessante und reizvolle Kombination, jetzt allerdings vorwiegend mit renommierten Schauspielern - Uwe Friedrichsen, Christoph Bantzer, Charles Brauer, seien hier nur stellvertretend genannt - wieder aufgenommen, wobei bei allen seinen Projekten die enge Verzahnung von Wort und Musik zu einem weiteren Markenzeichen von ihm geworden ist.
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Joseph von Eichendorff (1788 - 1857), Wünschelrute, 1835
Dem Klang der Töne nachspüren - Repertoire
Musik drückt das aus,was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist, zu schweigen.
Victor Hugo (1802 - 1885)
Foto: kempf-werbegrafik.de |
Christian Elsas wehrt sich dagegen, auf die eine oder andere musikalische Epoche als besonderer Kenner oder „Experte“ festgelegt zu werden. Jedes Stück, das er sich vornimmt zu studieren, ist ihm gleich wichtig und wertvoll. Gesamteinspielungen oder Aufführungen beispielsweise aller Sonaten eines Komponisten lehnt er für sich ab, wie im Artikel „Der Solopianist“ bereits in anderem Zusammenhang erwähnt. Es ist die Hochachtung vor dem Komponisten, die ihn zu der intensiven und enorm zeitaufwendigen Beschäftigung mit einer ausgewählten Komposition geradezu bedingungslos auffordert. Aus diesem Grunde fokussiert er sich primär weder auf einen Komponisten oder eine Epoche, sondern immer auf die eine Komposition, die ihm besonders am Herzen liegt. Mag sein, dass es daher rührt, dass er nicht selten als Spezialist für den einen oder anderen Komponisten oder die eine oder andere Epoche angesehen wird, denn die Interpretation der Werke, die er dann präsentiert, ist zwingend, das Ergebnis sorgfältigsten Studiums, jahrelanger Feinarbeit, persönlichen Anliegens und individueller Betroffenheit.
BAROCK ♫ ♪
KLASSIK ♫ ♪
In der Klassik gilt Elsas’ Affinität auch wieder charakteristischerweise vor allen anderen dem herausragenden Fels dieser Epoche, Ludwig van Beethoven, der, unbeirrt von dem, was seine Zeitgenossen komponierten, seinen ganz eigenen Weg ging und je älter er wurde, immer schärfer und kompromissloser seine musikalische Aussage formulierte und hier ähnlich wie Johann Sebastian Bach, seiner Zeit weit voraus war und die nachfolgende Romantik überspringend, seinen musikalischen Bogen gleich zur Moderne spannte. So wundert es nicht, dass Elsas vorwiegend zu ausgewählten Werken Beethovens greift, die diese Entwicklung aufzeigen. Dabei polarisiert seine Interpretation immer wieder sowohl Publikum wie Kritiker, eine Tatsache, die auch schon für Beethoven zu dessen Lebzeiten kennzeichnend war.
Ludwig van Beethoven (1770 – 1828) Karikatur: Johann Peter Lyser (1804 - 1870), 1825 |
ROMANTIK ♫ ♪
Caspar David Friedrich (1774 - 1840), Wanderer im Nebelmeer, 1818 |
In der Kritik gilt Elsas durchwegs als herausragender Interpret für Werke der Romantik. Dies mag daran liegen, dass er einen sehr natürlichen, wenn man so will, ihm wesensverwandten Zugang zum Lebensgefühl dieser Epoche und damit auch zu den in dieser Zeit entstandenen Werken sowohl in der Literatur wie in der Musik besitzt. Es kommt einem vor, als ob mit Elsas ein Mensch der Romantik die Bühne betritt, der, wohl wissend um die Probleme der heutigen Zeit, sein Publikum im Alltag abholt und mit einer unverwechselbaren Selbstverständlichkeit in diese völlig andere Welt entführt. Man findet bei ihm aus diesem Grund keinen auf Äußerlichkeiten abzielenden aufgesetzten oder gar verkitschten Schmalz, weil er nicht nur die oberflächliche Empfindungsebene der Zuhörer erreichen möchte. Sein ureigener Weg führt direkt zum Herzen seines im Saal sitzenden Gegenübers und lässt es den kostbaren Reichtum dieser Schatztruhe bewundern, die er mit dem Schlüssel der Natürlichkeit öffnet. Der Sachlichkeit wird hier als Elixier die Schönheit gegenübergestellt, die die Natur für die Menschen bereithält. Die morgendlich aufwallenden Nebel, das erste Vogelgezwitscher, womit der anbrechende Tag begrüßt wird, ein Gewitter, das Tiere schon lange vor dessen Ausbruch spüren, die besänftigende Abendstimmung, wenn die dunkelrote Sonne hinter den Bergen verschwindet und mit warmem Licht den Himmel in faszinierenden Farbtönen schillern lässt, die hereinbrechende Nacht, die sowohl beruhigend wie auch beängstigend je nach Stimmungslage wirken kann selbst bei völliger Dunkelheit, die fein gefiederten Blätter eines Strauches, die kunstvolle Verästelung eines Baumes, die unglaubliche Farbenpracht der Blumen – all dies und viel mehr möchte Christian Elsas mit seinem Spiel dem Zuhörer nahebringen, ihn bewegen und berühren. Für ihn ist diese Sicht der Dinge lebenswichtig, er braucht sie, um Kraft zu sammeln, die nackte, manchmal sogar brutale Realität durchzustehen und so zu überwinden.
Foto: Gottfried Heinrich |
Die Natur ist das einzige Buch, das auf allen Blättern großen Gehalt bietet.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Hier befinden wir uns im Zentrum des Menschen Christian Elsas, dem neben der persönlichen Zuwendung zum Mitmenschen sowie den Tieren als Eigenart mitgegeben wurde, die gesamte Natur mit solchen Augen zu sehen.
Der bekannte Liederkomponist Norbert Schultze erkannte dies bereits beim jungen Elsas, als dieser in Westerland gastierte und forderte ihn auf, auf jeden Fall diesen Weg weiterzugehen mit den Worten: „Christian, wie du da auf die Bühne kamst, fühlte ich mich allein durch dein Auftreten ein Jahrhundert zurückversetzt, du musst unbedingt viel Romantik spielen, das passt zu dir wie maßgeschneidert.“
Strukturelle Gliederung und schwelgerische Romantik, zwei Pole, die unvereinbar erscheinen? Nicht so bei Elsas, im Gegenteil; er benutzt die strukturelle Auffächerung, um den Zuhörer möglichst anstrengungslos mit klarer Orientierung am kompositorischen Geschehen teilhaben zu lassen, unübersichtlicher Schwulst ist hier nicht zu hören. Nicht selten werden dadurch Elsas’ Interpretationen durch ihre klare Formulierung als zwingend und einleuchtend empfunden. Es gelingt ihm dabei, den wesentlichen Kern der Romantik, die tief empfundene Innerlichkeit, genau zu treffen, die dann auch den Menschen in der Jetztzeit etwas sagt, sie bewegt und berührt.
Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge siehest dein Bild. Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, dass es zurückwirke auf andere von außen nach innen.
Caspar David Friedrich (1774 - 1840)
Johannes Brahms (1833 – 1897) am Flügel |
Beglückende Liebeserklärung und ungestüme Burschen.
IMPRESSIONISMUS ♫ ♪
Claude Debussy ( 1862 - 1818), ca. 1908 Foto: Félix Nadar (1820 – 1910) |
Für andere Rezensenten wiederum gilt Elsas als herausragender Interpret des französischen Impressionismus eines Claude Debussy . Debussy erweiterte die Möglichkeiten der abendländischen Musik durch Klangflächen, Ganztonreihen und Anleihen aus fernöstlicher Harmonie, erschloss dem Klavier neue Klangfarben und Ausdrucksmöglichkeiten. Ein geschmeidiger Klaviersatz, Liebe zum Detail sind dabei ebenso auffällig wie die Sparsamkeit der Mittel. Es nimmt kaum wunder, dass der Klangfanatiker Elsas eine große Affinität und besondere Liebe zu dieser Musik entwickelt hat. So ist dann auch auf seiner CD „Traum und Wirklichkeit“ diesem Komponisten ein breiter Platz eingeräumt worden. Bei dem 1. Heft der Images und den Children’s Corner sind seine besonderen Stärken gefordert: sein ausgeprägter subtiler Klangsinn, der den letzten Feinheiten der Komposition mit großer Sorgfalt nachspürt, sein immerwährendes Streben nach klanglicher Vollendung, sein farblicher Reichtum gepaart mit sensiblen Farbnuancierungen, sein Sinn für strukturellen Aufbau und strukturelle Klarheit, vor allem seine Empfindsamkeit und nicht zuletzt seine Intelligenz, um zu klugen und schlüssigen Interpretationen zu finden. Diesen Herausforderungen stellt er sich immer wieder sehr gerne. Seine außergewöhnliche Fähigkeit, dem Klavier sphärisch-schwebende Klangfarben zu entlocken, prädestinieren ihn geradezu für Debussy.
(Südwestpresse, Ulm)
Musikalische „Grenzgänger“
Der berühmte Auftakt der Rhapsody in blue |
Seit einigen Jahren beschäftigt sich Christian Elsas auch mit „Grenzgängern“ wie z.B. mit Kompositionen George Gershwins – zwischen Jazz und Klassik – und angeregt dadurch auch weitergehend mit Rags von Scott Joplin oder ausgewählten Werken Zez Confreys, was für ihn selber, den ursprünglich strengen „Klassiker“, sehr spannende „Entdeckungen“ waren, wobei er jetzt bemüht ist, sein nicht selten eher konservatives Publikum auf diese Entdeckungsreise mitzunehmen und gleichermaßen zu begeistern.
George Gershwin (1898 – 1937)
Karikatur: © BUBEC (*1938)
|
Elsas Spiel [vermag intensiv zu deuten], Farben zu gestalten, Klangbilder zu formen, es fesselt nicht durch äußere Virtuosität, sondern durch die Kraft des Ausdrucks. [So auch bei] Gershwins berühmter „Rhapsody“, in der der Komponist ein „Situationsbild“ New Yorks zeigen wollte mit seiner Großartigkeit, aber auch Gestank und Dreck.
ZEITGENÖSSISCHE MUSIK ♫ ♪
Sicherlich wird es niemanden verblüffen, dass Christian Elsas auch zeitgenössische Kompositionen in sein Repertoire aufgenommen hat . Die Interpretation dieser Werke stellen ganz eigene, ganz besondere Aufgaben und Anforderungen an den Künstler und ein großes Lob für den Musiker ist es jeweils, wenn der Komponist selber zur (Ur-, Erst-) Aufführung kommt und ihn die Ausführung überzeugt. Zahlreiche der von ihm aufgeführten Komponisten sind ihm persönlich bekannt; ihm wurden einzelne Werke gewidmet oder ihm die Uraufführung anvertraut.
Im Hintergrund: Spitzhacke von Claes Oldenburg (* 1929) von der Documenta 7 (1982) Foto: Gottfried Heinrich |
Nicht selten suchen Komponisten Elsas’ Nähe, da sie ihn als Mensch und universellen Musiker schätzen und deshalb besonders gerne die Aufführung eines neu entstandenen Werkes in seine Hände legen möchten.
Daneben ist es Elsas aber auch ein besonderes Anliegen, zeitgenössische Kompositionen einem größeren Publikum bekannt zu machen, so dass er sie auch immer wieder mit in seine „normalen“ oder thematisch ausgerichteten Klavier- und Kammermusikabenden einbezieht, wenn sie inhaltlich passend sind.
Walzer gegen Seufzen und Wimmern.
Klement Slavický (1910 – 1999), Künstlerfoto |
Exkurs
Es sei an dieser Stelle ein kleiner Exkurs gestattet in Erinnerung an großartige Künstler, denen die politischen Verhältnisse im eigenen Land die Arbeit fast unmöglich machten und die dennoch, auch unter widrigsten persönlichen Umständen, Großartiges erschafften.
Hier sei stellvertretend beispielsweise der glutvolle Klement Slavický genannt, der bei privaten Besuchen weder in seiner Wohnung noch in einem öffentlichen Lokal irgendetwas sagte, sondern ausschließlich bei Spaziergängen im Park oder auf der Straße. Slavický, zunächst ausgezeichnet und in einflussreicher Stellung u.a. im Rundfunk, war durch die kommunistische Partei wegen seines politischen Standpunkts ab Ende der 1940er Jahre in die Isolation getrieben worden; er wurde gezwungen seine Stellungen aufzugeben, wurde aus dem Komponistenverband ausgeschlossen, seine Werke wurden nicht mehr verlegt, durften in seinem Heimatland nicht aufgeführt werden, die gedruckte Auflage eines seiner Meisterwerke, die „Drei Kompositionen für Klavier“ wurde komplett zerstört.
Er war vom öffentlichen Musikleben der Tschechoslowakei ausgeschlossen. Elsas führte besonders in Dänemark und Deutschland immer wieder eine seiner Sonaten für Klavier auf. 1985 wurde der Komponist dann mit der UN-Gold-Gedenkmedaille und einem persönlichen Brief des ehemaligen UN-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar ausgezeichnet für eine Komposition, die er zum 40. Jahrestag der Gründung der Organisation der Vereinten Nationen geschrieben hatte. Etwa zur selben Zeit, Slavický war schon in hohem Alter, sollte er in seinem Heimatland rehabilitiert und auch ausgezeichnet werden, was er dann aber rigoros ablehnte, zu groß war seine Verbitterung. Erst als im November 1989 eine neue Ära in der gesamten tschechoslowakischen Gesellschaft begann, konnte Klement Slavický mit 79 Jahren sein Comeback ins öffentliche Leben feiern.
Die folgende “Sonate per pianoforte” von dem Tschechen Klement Slavický, mit machtvoller Einleitung und beinahe dämonischer Wildheit, gepaart mit sanfter Grazie, gab Elsas Gelegenheit, sowohl seine unbestreitbare Technik als auch seine Musikalität in einem rapiden und stark nuancierten Spiel zu demonstrieren. In den langsamen Sätzen wurde eine große künstlerische Höhe erreicht, und sie endete mit einem “auf Teufel komm‘ raus” Molto vivo, voller leichter Läufe und spielerischer Erfindungen, die den Ausübenden auf eine harte und glanzvoll bestandene Probe stellte. (Fyens Stiftstidende, Odense)
Luboš Fišer (1935 – 1999), Künstlerfoto |
Auch mit Luboš Fišer verband Elsas ein lebenslanger freundschaftlicher Kontakt. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt und weltweit erfolgreich war der Komponist und Regisseur durch seine mehr als 300 Filme. Für sein Werk 15 Blätter nach der Apokalypse von Albrecht Dürer wurde er 1967 mit dem UNESCO-Preis ausgezeichnet; für einige seiner Filmmusiken erhielt er bedeutende Preise (den Premio Italia, Prix Italia, Tschechischen Löwen). Zentral für Fišer blieben jedoch Zeit seines Lebens seine Kammermusikwerke für Klavier und Streicher und Kompositionen für Klavier solo. Während er im Ausland Erfolge feierte und dort auch bei renommierten Verlagen gedruckt wurde, machten ihn seine z.T. das Publikum verstörenden Kompositionen für die kommunistische Partei zu einem unbequemen Künstler. Während Fišer auch für seine in ihrer sehr direkten und kompromisslos auf die Emotionen des Publikums abzielenden Tonsprache in der Fachwelt hohes Ansehen erlangte, blieb ihm in seiner Heimat diese Anerkennung verwehrt. Die Kommunisten hatten Fišer jahrzehntelang das Arbeiten erschwert; selbst nach der Samtenen Revolution im Jahre 1989 blieb Fišer die verdiente Anerkennung weitgehend versagt. Viele tschechische Orchester strichen zeitgenössische Kompositionen aus ihrem Programm. 1999 starb Luboš Fišer desillusioniert und vereinsamt in Prag.
Elsas begann früh, Werke Fišers in seinen Konzerten zu spielen und bis zum heutigen Tag setzt Elsas immer wieder Werke von ihm auf seine Programme. Auch hier griff Elsas wieder zu einem Komponisten, der in seiner Tonsprache seiner Zeit weit voraus war, glasklar formulierend und alle Register der Emotionen ziehend von tiefer Trauer bis zu schrillem Entsetzen.
(Niedersächsisches Tageblatt)
Durch den engen Kontakt zu Klement Slavický entwickelte sich später dann auch ein intensiver Kontakt zu seinem Sohn, dem vielfach ausgezeichneten Milan Slavický (1947 – 2009), der in den verschiedensten hochrangigen Positionen wirkte, wie etwa lange Zeit als Musikdirektor beim größten tschechischen Schallplattenlabel Supraphon, später als Professor für Komposition an der Hochschule für Musik in Prag und Gastprofessor an der Prager Universität von New York sowie als Dramaturg der Tschechischen Philharmonie, stellvertretender Direktor und stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes. Anlässlich der deutschen Erstaufführung eines seiner Werke durch Christian Elsas ließ es sich Milan Slavický nicht nehmen, nach Deutschland zu reisen, um dabei zu sein.
Daneben bestand ein lebenslanger persönlicher Kontakt zu Ctirad Kohoutek (1929 – 2011), dem langjährigen Professor für Komposition an der Akademie der musischen Künste in Prag (1980 – 1990) und Direktor der Tschechischen Philharmonie (1980 – 1987). Besonders ein Werk Kohouteks findet sich in Elsas festem Repertoire und 1989 wagte er das unerhörte Experiment, den Tschechen Kohoutek auch anlässlich eines Konzertes im slowakischen Bratislava unter Anwesenheit des Komponisten aufzuführen. Noch heute erinnert sich Elsas deutlich an die große Nervosität Kohouteks anlässlich dieser Aufführung.
Programmgestaltung
Karikatur: © Dr. Klaus-Dieter Schmidt-Hurtienne |
Bei der Gestaltung der Konzertprogramme sowohl im kammermusikalischen wie im solistischen Bereich sind die Angebote Elsas’ geprägt von Themenabenden oder inhaltlich sorgfältig durchdachten und in sich stimmig aufgearbeiteten Programmen, wobei – sofern möglich und sinnvoll – auch die Jubilare des jeweiligen Jahres mit ausgesuchten Kompositionen oder auch einmal kompletten Programmen Berücksichtigung finden. Zu kurz kommt bei der Zusammenstellung der Programme auch niemals eine gewisse Experimentierfreude: „Neue Wege“ zu gehen.
Leider bisher nicht in meinem Repertoire
welche der Sonate den Namen geben.
Christian Morgenstern (1871 -1914) Die Geruchsorgel, aus: Palmström 1910